Crocs für den Winter:Entenfuß mit Schlafsack

Crocs: Man liebt sie oder man hasst sie, dazwischen gibt es nichts. Nun haben die Plastiklatschen ein Fell bekommen - damit sie ihre Fans auch im Winter erfreuen. Und ihre Gegner nerven.

Violetta Simon

Bunte Badelatschen aus Plastik haben es den Deutschen schon immer angetan. Erst kamen die Zehenstegsandalen über uns. Wir trugen sie artig in allen Farben, zu allen Gelegenheiten, selbst zum Anzug, und gaben ihnen den knuffigen Namen "Flip Flops". Wenn die ersten Blätter fielen, stapelten wir die Dinger im Schuhregal oder ließen unser Kind damit in der Wanne spielen. Von diesem zwangsverordneten Arrest erholte sich die Schlappe jedes Jahr zunehmend schlechter. Bis sie selbst im Sommer mehr und mehr von der Bildfläche verschwand.

crocs, gefüttert

Wie ein Lammfell-Sitzsack für Kinderwägen: das kuschelige Innenleben der Winter-Crocs.

(Foto: Foto: Hersteller)

Dann kamen die Crocs. Die entenfüßigen Kunststoff-Gebilde wurden ursprünglich als Arbeitsschuhe von Rettungsschwimmern in Neuseeland und Australien getragen. Leider sind sie dort nicht lange geblieben. Seit die gelochten Slipper es über den Pazifik geschafft haben, überschwemmen sie nun den Rest der Welt.

Frauen, Männer, Kinder, Promis: alle tragen Crocs - selbst der als trendresistent geltende Jack Nicholson. In den USA, wo sonst, hat inzwischen die erste Braut in Crocs geheiratet.

"Sie können Crocs bei jedem Wetter tragen - außer bei Nasswetter", heißt es auf den Herstellerseiten. Wie bitte? Die Dinger kann man - wenn überhaupt - NUR bei Nässe tragen. Denn das Material ist zwar eine Beleidigung für Auge und Haut, aber immerhin ist es resistent gegen Feuchtigkeit. Wenn auch nicht dicht: Durch die zahlreichen Löcher wird der Schuh zunächst geflutet, dafür fließt das Wasser an anderer Stelle wieder hinaus.

Sommerlicher Gummistiefelersatz

Um wie viel ästhetischer könnte unser Alltag verlaufen, wenn Crocs lediglich als sommerlicher Gummistiefelersatz in muffigen Schuhkämmerchen vor sich hindösen würden.

Doch so leicht wie seine saisonabhängige Zehenstring-Schwester lässt sich der Croc nicht abservieren: Damit er uns auch an kalten Tagen mit seiner Vanillearoma-geschwängerten Präsenz erfreuen kann, haben die Hersteller ihn mit Kunstfell ausgepolstert - "für kühle Herbsttage". Das Ding sieht aus wie ein Sitzsack für Kinderwägen. Nur dass dafür kein Lamm dran glauben musste.

Wer gerne selbstgestrickte Socken zu Birkenstocks oder Sandalen trägt, wird sich mit dieser Kombination aus Badelatsche und Warmhalteschlüpfer vielleicht anfreunden können. Doch spätestens wenn der Herbst ernst macht und Regen, Graupel und Matsch durch die 13 Löcher kriechen, haben die Fußfellträger ein Problem: Ihre Füße sind zwar warm, aber die Socken feucht.

Doch auch dafür gibt es eine Lösung: Der Crocs-Fan kann seine Schuhe mit so genannten Jibbitz dicht machen. Das sind kleine knopfartige Stecker mit lustigen Symbolen, das Stück zu 2,50 Euro. Nun wissen wir wenigstens, wozu die Löcher gut sind: fürs Geschäft.

Ein Schuh, der einen Fellsack braucht, um zu wärmen und Knopfstecker, um Wasser abzuweisen - selten hat man 50 Euro sinnloser investiert. Nicht mehr lange, dann wird es für Crocs vielleicht sogar noch eine transparente Schutzhülle mit Gummizug geben, um sie auch im Schnee tragen zu können.

Übrigens, da ist noch etwas, das dem Hersteller am Herzen liegt: "Bitte tragen Sie keine weißen Socken zu den Crocs - das wäre ein Stilbruch." Herzlichen Dank für den Hinweis.

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