Süddeutsche Zeitung

Computerspiel "Clash of Clans":Im Sippenkrieg

Lesezeit: 3 min

Viele lieben es, doch Experten warnen vor Suchtfaktor und möglichen Kosten von "Clash of Clans". Wie problematisch ist das Online-Spiel?

Von Sabine Grüneberg

Auf vielen Schulhöfen wird "Clan" gesprochen: "Hast du gehört? Wir sind Gesamtführende im Clankrieg! Ich kann jetzt endlich Magier ausbilden." - "Welches Rathauslevel hast du?" - "Von morgen an Level sechs. Du musst unbedingt an deinem Elixierlager arbeiten." - "Hast du schon Schweinereiter?"

Worüber da geredet wird, ist eine der erfolgreichsten Spiele-Apps, die in den vergangenen Jahren auf den Markt kamen: Clash of Clans, auf Deutsch "Zusammenstoß der Sippen", abgekürzt CoC. Man kann es auf dem Smartphone oder Tablet spielen - es ist ein Online-Spiel, das nur mit einer Internetverbindung läuft. Die finnische Firma Supercell hat es 2012 erfunden. Weil sie damit so erfolgreich war, wurde sie im folgenden Jahr von einer japanischen Medienfirma gekauft: für 1,5 Milliarden US-Dollar.

So viel Geld wegen einer App, die man kostenlos im Internet herunterladen kann? Ja. Denn das Gratis-Spiel birgt eine Falle, mit der die Firma Geld verdient. In Clash of Clans gibt es vier sogenannte Ressourcen: Gold, Elixier, dunkles Elixier und Juwelen. Sie sind die Währung im Spiel und für den Erfolg wichtig. Man kann sie selbst erwirtschaften, aber auch mit echtem Geld dazukaufen. 4,99 Euro kostet ein Juwelenhaufen, für eine Juwelentruhe zahlt man sogar 99,99 Euro. "In-App-Käufe" heißt das, wenn man innerhalb des Spiels mit echtem Geld einkauft. Pädagogen und Verbraucherschützer warnen, dass das Abzocke sei. Manche meinen auch, Clash of Clans mache süchtig. Aber von vorn:

Worum geht es in dem Spiel?

Ziel von Clash Of Clans ist es, ein Dorf aufzubauen und zu verteidigen. Jeder Spieler ist Chef eines eigenen Dorfes, sammelt Ressourcen, bildet Streitkräfte aus und errichtet Befestigungsanlagen, um sein Dorf zu verteidigen. Man kann Clash of Clans zwar auch im Einzelspielermodus gegen den Computer spielen, viele wählen aber den Multiplayer-Modus ( multi = viele, player = Spieler) und spielen gegen andere. Deren Dörfer greift man an und versucht, Gold und Elixier zu erbeuten und Punkte zu gewinnen.

Wieso braucht es Clans?

Spieler können sich zu Clans zusammenschließen. Sie geben sich Tipps, schicken einander Truppen oder stimmen sich untereinander im Chat über ihre Handlungen ab. Man kann seinen eigenen Clan gründen (zum Beispiel mit Freunden, Klassenkameraden, Geschwistern und Eltern) oder einem bestehenden Clan im Spiel beitreten. Außerdem kann man gemeinsam Kriege gegen andere Clans führen und dabei Ressourcen und Punkte gewinnen. Ab einer bestimmten Anzahl von Punkten steigt der Clan in der Rangliste auf.

Unter den Mitgliedern eines Clans besteht ein Machtgefälle: Als Anführer darf man Mitglieder befördern oder herunterstufen. Und hier hagelt es Kritik von Erwachsenen. Sie haben Angst, dass Kinder unter Druck geraten, sooft wie möglich online zu sein, um dem Clan zu helfen. Wer seinen Angriff nicht schafft, könnte gemobbt werden. Das ist auch schon passiert, deshalb ist die Kritik nicht ganz unbegründet. Auch gefährliche Fremde könnten online im Chat leicht Kontakt zu Kindern aufnehmen und den Clan beeinflussen.

Warum heißt es Echtzeit-Strategiespiel?

Das Spiel macht keine Pausen. Es entwickelt sich auch weiter, wenn man nicht online ist. So kann man angegriffen werden, seine Truppen ausbauen oder sein Rathaus verbessern, während man offline ist. Der Computer schickt Nachrichten aufs Handy, wenn sich im Dorf etwas getan hat. Um erfolgreich mitspielen zu können, will man also möglichst oft online sein. Das führt oft zu Streit in der Familie, weil Eltern nicht wollen, dass Kinder zum Beispiel während der Hausaufgaben abgelenkt werden.

Lexikon: Anfang

Jeder Spieler baut seine eigene kleine Welt auf, bevor er mit anderen Spielern in Kontakt tritt. Während der ersten Schritte wird der Spieler vom Programm angeleitet - und zwar in Gestalt einer Dorfbewohnerin. Das Rathaus steht schon, zuerst soll der Spieler in seinem Dorf eine Kanone zur Verteidigung errichten. Dann baut er Gebäude, die Ressourcen erzeugen. Später Kasernen, um seine Streitkräfte aufzubauen.

Aufgaben

Im Spielverlauf soll der Spielende bestimmte Aufgaben meistern, zum Beispiel Angriffe abwehren, Mauern eines Mitspielers zerstören, das Rathaus verbessern oder Hindernisse entfernen. Wer erfolgreich ist, wird mit Juwelen belohnt und kann ein höheres Level erreichen.

Bauen

In Clash of Clans wird alles "gebaut". 1. Gebäude, die Ressourcen wie Gold und Elixier produzieren. 2. Verteidigungsanlagen. 3. Kasernen, um Streitkräfte auszubilden, sowie Lager, in denen sich die Truppen sammeln. Im Spielverlauf sollen Gebäude und Anlagen immer wieder ausgebaut werden, um mehr Ertrag zu bekommen. Sogar Kämpfer werden "ausgebaut". Der Bau wird mit Wartezeit und Ressourcen bezahlt.

Einzelspieler

Im Einzelspielermodus tritt man nur gegen den Computer an, nicht gegen andere Online-Spieler. Gekämpft wird gegen 50 Kobolddörfer, von denen eines immer stärker ist als das vorherige. In diesem Modus kann man gut Kämpfer und Verteidigungsanlagen testen.

Hindernisse

Immer wieder begegnen dem Spieler Hindernisse wie Bäume oder Felsen. Man sollte sie entfernen, denn manchmal befinden sich Juwelen darunter.

Juwelen

Mit Juwelen können Spieler ihre Gebäude ausbauen und schneller ein höheres Level erreichen. Am Spielanfang sollte man Juwelen aber auf keinen Fall dazu benutzen, um Gebäude schneller fertigzustellen oder um Gold oder Elixier zu kaufen. Sie sind die einzige Möglichkeit, Bauarbeiter zu kaufen, die man immer braucht. Und sie werden später dringender gebraucht, wenn die Wartezeiten länger werden. Juwelen bekommt man in unregelmäßigen Abständen als Belohnung. Man kann sie außerdem mit echtem Geld kaufen.

Kobolde

Sie sind flinke und gierige Ressourcen-Räuber. Sie sind zwar schnell, aber auch sehr verwundbar. Sie sind die Ersten, die Neulinge angreifen, Deshalb sollte man zuerst eine Kanone bauen, die das Dorf beschützt.

Level

Englisch für "Stufe, Ebene"

Rathaus

Es ist das wichtigste Gebäude im Dorf. Man muss es im Spielverlauf ausbauen und erreicht dadurch ein höheres "Rathauslevel". Vom Rathauslevel hängt ab, welche Menge an Ressourcen und Trophäen man bei einem Angriff erhält.

Ressourcen

Es gibt vier verschiedene Ressourcen: Gold, Elixier, dunkles Elixier und Juwelen. Um Gold und Elixier zu bekommen, baut man Gebäude, die Goldminen, Goldlager und Elixiersammler heißen. Diese Rohstoffquellen sollte man später ausbauen, um möglichst viel Ertrag zu bekommen. Man kann Ressourcen aber auch bei Angriffen auf andere Dörfer erbeuten.

Schild

Auch wenn man das Spiel verlässt, kann das Dorf angegriffen werden - außer man hat ein Schutzschild. Zu Beginn des Spiels erhalten Spieler einen Drei-Tages-Schild, damit sie ihr Dorf vorbereiten können. Danach hat man die Möglichkeit, mit Juwelen Schilde zu kaufen.

Streitkräfte

Um andere Spieler anzugreifen, stellt sich jeder Spieler eine Armee aus Barbaren, Magiern und Kämpfern zusammen (es handelt sich dabei nicht um Mitspieler. Die Kämpfer werden vom Programm erzeugt). Jeder hat spezielle Fähigkeiten. Hier einige Beispiele:

Barbaren

Halten nicht viel aus, sind aber günstig. Sie sind vor allem in der Masse gut, sollten also nicht einzeln, sondern immer zu mehreren eingesetzt werden.

Bogenschützen

Sie sind anfällig, wenn sie unter Beschuss stehen. Am besten werden sie in einiger Entfernung zum Angriffsziel eingesetzt. Ihre Pfeile können auch über Mauern fliegen.

Drachen

Können viel aushalten und viel ausrichten, sind aber sehr langsam und nehmen viel Platz in den Armeelagern weg. Die einzige Abwehr, die Drachen fürchten müssen, ist die Luftabwehr.

Magier

Magier richten großen Schaden an, können aber nicht viel einstecken. Außerdem kosten sie viel Elixier. Ihre Feuerkugeln und Blitze überwinden Mauern.

Mauerbrecher

Die Kamikaze-Einheit. Lustig aussehende Skelette, die auf Bomben sitzen und Mauern sprengen. Leider gehen sie dabei auch selbst mit drauf.

Riesen

Sind die "Panzer" im CoC. Sie bilden ein Schutzschild für Einheiten dahinter und zerstören vorzugsweise Verteidigungsanlagen. Einzeln richten sie aber wenig aus.

Schweinereiter

Können über Mauern springen, sind schnell, aber nur in der Gemeinschaft stark. Sie kosten viel dunkles Elixier, das besonders wertvoll ist.

Warten

Will man seine Gebäude oder Truppen ausbauen, dann fallen nicht nur Kosten an, sondern auch Wartezeit. Die kann lang sein. Ein Ausbau des Rathauses am Spielbeginn dauert beispielsweise drei Stunden- in Echtzeit (man kann dabei auch offline sein). Die Wartezeit lässt sich mit Juwelen abkürzen. Bilder: Clash of Clans/Supercell

Kann Clash of Clans süchtig machen?

Für Jüngere und Kinder, die einen besonderen Ehrgeiz entwickeln, besteht tatsächlich die Gefahr, dass sie dem Erfolgsdruck und In-App-Käufen nachgeben. Der Verein "Spieleratgeber NRW" empfiehlt deshalb ein Mindestalter für Clash of Clans von zehn Jahren. Die Initiative "Schau hin!", die unter anderem vom Bundesfamilienministerium getragen wird, fordert Eltern auf, klare Regeln aufzustellen, die Spielzeit zu begrenzen, die Benachrichtigungsfunktion auszuschalten, die Daten ihrer Kinder zu schützen und sie nur unter Pseudonym spielen zu lassen. Außerdem sollten In-App-Käufe erschwert werden. Um dies zu tun, kann bei Android-Geräten im Google Play Store unter "Einstellungen" der Punkt "PIN für Käufe verwenden" ausgewählt werden. Anschließend wird vor jeder Transaktion ein vorher festgelegter PIN-Code abgefragt. Bei Apple-Geräten können in den Einstellungen unter "Allgemein/Einschränkungen" In-App-Käufe deaktiviert werden.

Fazit

Das beste Mittel gegen Vorbehalte: gemeinsam spielen. Viele Erwachsene sind inzwischen auch "CoCs" und verstehen die Anziehungskraft des Spiels. Außerdem ist es auch lustiger, wenn Papa und Mama mit "clanen" und sich darüber unterhalten können, ob man lieber Schweinereiter oder Mauerbrecher anschaffen soll. Oder?

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Quelle:
SZ vom 24.10.2015
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