China-Essay:Das große Misstrauen

MAO TSE TUNG

Ein Bild der Stärke: Mao schwimmt mit Genossen im Jangtse-Fluss, 1966.

(Foto: AP)

Vor 50 Jahren riss der machtbewusste Mao mit seiner Kulturrevolution sein Land in den Abgrund. An den Folgen leidet die chinesische Gesellschaft bis heute.

Von Kai Strittmatter

Unvergessliche Zeiten seien das für sie gewesen, unvergesslich schön. Sagt die eine Freundin, die in den Pekinger Filmstudios aufwuchs, dem Arbeitsplatz von Vater und Mutter. Die Eltern steckten bis nachts bei Kritik- und Kampfsitzungen. Die kleinen Kinder derweil: allein. Frei. Durchstreiften die Studios, welche die Arbeit eingestellt hatten. Versteckten sich. Fanden sich. Schlugen sich. Vertrugen sich. Spielten. Ein Jahr, zwei Jahre, drei Jahre. "Wir hatten eine grenzenlose Freiheit." Oder der andere Freund, den der Vater als Sechsjährigen zur Großmutter brachte, in Sicherheit. Aufs Dorf, für die schlimmsten Jahre. Angekohlte Süßkartoffeln, die Hosen voller Matsch, den Kopf voller Blödsinn. Seine Augen leuchten. "Es war ein einziges Abenteuer."

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