Süddeutsche Zeitung

Carla Bruni:Der erste Fauxpas

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Mit ihrem ersten Interview als Präsidentengattin hat Carla Bruni für Empörung gesorgt. Mit "völlig schwachsinnigen" Vergleichen zum Nationalsozialismus beschwerte sie sich über die Berichterstattung vor ihrer Hochzeit.

In dem Gespräch mit dem Magazin L'Express, das am Mittwoch erschien, brachte die neue Frau von Nicolas Sarkozy eine Internetseite in Zusammenhang mit der Denunziation von Juden während des Zweiten Weltkriegs. Der Chef der attackierten Redaktion bezeichnete die Aussagen als "völlig schwachsinnig". Bruni sah sich zu einer Entschuldigung gezwungen.

Anlass von Brunis Äußerungen ist ein Bericht von NouvelObs.com aus der vergangenen Woche. Laut dem Onlinemagazin schickte Sarkozy wenige Tage vor der Hochzeit mit Bruni eine SMS an seine Exfrau Cécilia. "Wenn du zurückkommst, sag ich alles ab", soll er geschrieben haben. Der Präsident erhob Strafanzeige, der Autor hält aber an seiner Darstellung fest.

Bruni sagte dazu in ihrem Interview: "Wenn es diese Art von Websites während des Krieges gegeben hätte, was wäre dann mit den Denunziationen von Juden gewesen?" Für NouvelObs.com ein "völlig schwachsinniger" Vergleich.

"Grauenhaft, absolut unglaublich und pathetisch" nannte Chefredakteur Michel Labro die Aussagen. "Man spielt nicht mit derartigen, diffamierenden Behauptungen." Bruni bemühte sich um Schadensbegrenzung. Sie habe "zu Unrecht" die Methoden der Internetseite mit denen der Presse der Kollaborateure verglichen, erklärte sie. "Wenn ich dadurch jemanden verletzt habe, tut es mir sehr leid."

L'Express veröffentlicht in seiner Internetausgabe das fünfseitige Interview mit der neuen Première Dame - ohne die umstrittene Passage, dafür mit der Entschuldigung Brunis. Obwohl sie als Top-Model und Sängerin mediale Auftritte gewöhnt sei, habe sie die nicht abreißende Berichterstattung rund um ihre Beziehung zu Nicolas Sarkozy geradezu "umgehauen". Aus ihren Erklärungen spricht mitunter Überforderung mit dem Alltag an der Seite eines Politikers. Für die Künstlerin sei die Politik ein Geschäft, das "primitiven Trieben" folge, während die Kunst sehr viel subtiler, feiner - und zivilisierter - sei.

Dennoch werde Carla Bruni, die schon an der Seite von Rockstars, Schauspielern und Millionären zu sehen war, ihrem politischen Ehemann die Treue halten, denn sie tue dies aus Liebe. Die heimliche Hochzeit am 2. Februar sei ein Weg gewesen, mit der neuen Situation umzugehen. "Alles andere wäre uns als 'Inszenierung' vorgeworfen worden." Dazu die betonte Bescheidenheit seitens einer Frau, die vor wenigen Wochen mit Sarkozy durch Ägypten und Jordanien reiste, gefolgt von einem Heer von Fotografen: "Unsere Hochzeitsreise war ein wunderbarer Spaziergang durch den sonnigen Park von Versailles."

Auch wenn Bruni ihrem Mann die treue Gefolgschaft verspricht, wird sie sich kein explizites Beispiel an ihren Vorgängerinnen Danielle Mitterand oder Bernadette Chirac nehmen. Sie respektiere diese Frauen. Aber ebenso wenig wie sich Sarkozy mit seinen Vorgängern vergleichen ließe, würde sie ihre Identität aufgeben.

Doch - wie um den Franzosen eine Angst zu nehmen - beteuert Bruni sogleich, dass sie eine "normale 40-Jährige" sei, die trotz ihrer Privilegiertheit "einfach und ehrlich" geblieben sei. Und sie verspricht, und da ist sie bereits ganz Première Dame: "Ich werde mein Bestes geben."

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