Süddeutsche Zeitung

Bodybuilding:Tödlicher Körperkult

Ein Bodybuilder aus Münster ist an der Überdosis eines giftiges Muskelpräparats gestorben. Der 25-jährige ist nicht das erste Opfer.

Einen entsprechenden Bericht in den Westfälischen Nachrichten hat der Sprecher der Staatsanwaltschaft Münster, Wolfgang Schweer, bestätigt. Der allein lebende Mann sei Ende vergangener Woche tot in seiner Wohnung gefunden worden.

"Aus seinen Aufzeichnungen, eine Art Tagebuch, geht hervor, dass er vier Gramm Dinitrophenol auf einmal genommen hat", sagte Schweer. Der hochgiftige und hierzulande gesetzlich verbotene Stoff gilt bereits bei einer Tagesdosis von ein bis drei Gramm als tödlich.

Ein Fremdverschulden kann laut Schweer ausgeschlossen werden. Die gerichtsmedizinische Untersuchungen soll nun noch klären, ob der 25- Jährige weitere Aufbaumittel geschluckt hatte. "Auch andere Stoffe sind haufenweise gefunden worden." Bei dem 25-Jährigen handele es sich um einen Mann, der in seiner Freizeit in der Bodybuilder-Szene aktiv sei. Weitere Angaben wollte Schweer nicht machen.

Bei Dinitrophenolen (DNP) handelt es sich um eine Stoffgruppe, die früher bei der Sprengstoffherstellung benutzt wurde. Erst später wurde der Effekt der Fettreduzierung im menschlichen Körper bekannt.

Erhebliche Nebenwirkungen und ein Todesfall in der Bodybuilder-Szene in den USA führten schließlich dazu, dass DNP verboten wurde, beziehungsweise als Medikament die Zulassung verlor.

In Deutschland ist der Stoff, der hohes Fieber, Krämpfe und erhebliche Herzprobleme auslösen kann, nur illegal zu beschaffen, meist dient das Internet als Marktplatz. Aufsehen erregte zuletzt der Tod einer 19-Jährigen in Niedersachsen im Sommer 2007, die das auch als Schlankmacher genutzte Pulver von einer Freundin bekommen und eingenommen hatte.

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dpa
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