Biographie Carla Bruni:Schlamm fatal

Als hätte Carla Bruni nicht schon genug Imageprobleme: Eine unautorisierte Biographie zeichnet die Première Dame als berechnende Männerfresserin. Wie praktisch für Staatspräsident Sarkozy, dass eine zweite, schmeichelhaftere erscheint.

Stefan Ulrich

Lebt an der Seite des französischen Präsidenten eine moderne Marie-Antoinette? Eine selbstverliebte, luxusvernarrte Prinzessin ohne Bodenhaftung, fern dem täglichen Leben und den Sorgen des Volkes? So etwa wirkt das Bild, das die Journalistin Besma Lahouri in ihrem am Mittwoch erschienenen Buch von Carla Bruni zeichnet.

carla bruni

Zufälle gibt es: Parallel zu den unautorisierten Lästereien der Journalistin Besma Lahouri mit dem Titel "Carla. Ein geheimes Leben" erscheint mit dem Einverständnis der Hauptdarstellerin eine zweite Biographie - "Carla und die Ehrgeizigen".

(Foto: dpa)

Carla, ein geheimes Leben, heißt das Werk, das schon vorab einigen verkaufsfördernden Wirbel produziert hat. Die Präsidentengattin verweigerte der Biographin ein Interview. Der Élysée-Palast bemühte sich angeblich händeringend um Einblicke in das Manuskript. Ein Berater des Präsidenten soll versucht haben, Lahouri von ihrem Opus abzubringen. Es geht um Enthüllungen, verheißen Autorin und Verlag.

Nach eineinhalbjährigen Recherchen in Mailand, Verona, New York, Paris und am Cap Nègre sowie Dutzenden Gesprächen mit Kindermädchen, Fotografen, Freundinnen und - oh, là, là! - Liebhabern Brunis will Lahouri herausgefunden haben, wer sich hinter diesem schönen, enigmatischen, etwas maskenhaften Gesicht verbirgt. "Sie ist eine vulkanische und aufbrausende Frau, der es gelungen ist, ihren Charakter zu bändigen, und die einen Hofstaat um sich braucht", resümiert die Autorin. Der Hofstaat, das sollen besonders frühere Liebhaber sein, denen sich Bruni nach wie vor freundschaftlich verbunden fühle, bisweilen zum Verdruss ihres Gatten Nicolas Sarkozy.

Der Drang zu gefallen

Das Buch reicht weit zurück in die Kindheit der Carla Bruni, die luxuriös, aber einsam im Schatten ihrer Geschwister aufgewachsen sein soll. Aus dieser Erfahrung heraus erklärt Lahouri den Drang Brunis zu gefallen, zu erobern. Schon mit 15 Jahren habe sie sich vorgenommen, mit Mick Jagger zu gehen, was ihr später gelungen sei. Das Buch zeichnet die vielen Amouren des früheren Models und der späteren Chansonsängerin nach, ohne dabei allzu sehr zu überraschen. Bruni hat auf Fotos, in Liedern und Interviews bereits so viel von sich offenbart, dass weitere Enthüllungen schwierig werden.

Das hinderte Besma Lahouri offenbar nicht daran, noch etwas nachzulegen: Ausgiebig widmet sich ihr Buch Brunis Privatkrieg mit Sarkozys Ex-Ehefrau Cécilia sowie den Versuchen des Élysée-Palastes, aus der femme fatale eine distinguierte, ja sympathisch schüchterne Präsidentengattin zu machen. Laut Lahouri ist dieses neue Image eine kühl kalkulierte Pose. Mehr in die Macht als in die Männer verliebt, tue Bruni alles, ihr Erscheinungsbild zu kontrollieren. Und sie zitiert genüsslich einen Bekannten ihrer Protagonistin: "Carla ist verführerisch wie eine Katze, verschlagen wie ein Affe und kalt wie eine Schlange."

Das Werk wird der première dame kaum gefallen, zumal ihr Image dieses Jahr ohnehin gelitten hat. Im März führten Gerüchte über Seitensprünge des Präsidentenpaares zu einer regelrechten Staatskrise, die sogar den Geheimdienst beschäftigte. Im Sommer behaupteten Bruni-Verächter, Woody Allen habe bei den Arbeiten zu seinem Film Minuit à Paris eine Szene mit Carla 30-mal drehen müssen, weil diese sich so ungeschickt angestellt habe. Der Regisseur dementierte später und stellte klar, er habe nur "neun oder zehn" Drehs gebraucht.

Nun kommt dieses wenig schmeichelhafte Buch hinzu, das ein Bestseller werden dürfte. Da fügt es sich gut für Carla Bruni, dass in dieser Woche - Zufälle gibt es - eine weitere Biographie herauskommt. Sie heißt Carla und die Ehrgeizigen und ist mit dem Plazet der Hauptdarstellerin geschrieben. Darin wird Bruni als treusorgende Ehefrau dargestellt, die so selbstlos ist, dass sie sogar frühere Eroberungen Sarkozys einladen lässt. "Ich will, dass er schöne Frauen um sich hat", versichert die gute Carla. Böse Zungen behaupten nun, der Élysée habe dieses Werk als publizistisches Gegenfeuer in Auftrag gegeben, was die Autoren natürlich bestreiten.

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