Bildstrecke:Kylie Minogue wird 40

Vom trällernden Wellensittich zur geliebten Diva: Kylie Minogue erkennt virtuous immer die Mode der Zeit und geht nun getrost als Stilikone durch. Von Katharina Höller

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Mit neuem Blondschopf à la Marilyn Monroe und gewohnt laszivem Hüftschwung schmiegt Kylie Minogue sich seitlich an einen durchtrainierten und tätowierten männlichen Oberkörper. Über seine Schulter hinweg guckt uns Kylie verführerisch an, und haucht über sanft plätschernde R'n'B-Beats folgenden Refrain: "Hey Baby, right now they're playing our song, the dancefloor is ours - all I see is you". Das geht so sanft ins Ohr, dass man den Wurm gar nicht bemerkt - und munter selbst mitträllert.

Regisseur William Baker legte einen sanften schwarz-weiß Effekt über diese Bilder und jagte dazu alte Kostüme von George Michael, Madonna und den Village People einmal durch den Mixer: Und siehe da - heraus kam das Video zu Kylies Song "All I See", hörbar auf ihrem zehnten und aktuellen Studioalbum "X". Wieder einmal träumen alle Männer davon, der schönen Australierin ihre Briefmarkensammlung zu zeigen - und die Frauen wären gern an ihrer Stelle. Die Sängerin und Schauspielerin zeigt gerade eindrucksvoll, was das Wort "Comeback" wirklich bedeutet.

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Mit einer angeblich 12,6 Millionen Euro teuren Live-Show ist sie unterwegs durch Europas größte Hallen. 14 Tänzer und Akrobaten und eine Live-Band begleiten sie dabei, die richtige Optik. Dank riesiger Kulissen. Und Projektionsleinwände darf natürlich auch nicht fehlen.

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Kostüme für das Spektakel entwarf der Franzose Jean Paul Gaultier - berühmt für seine Exzentrik und Farbenfreude. Das Ergebnis ist ein Feuerwerk für die Sinne der Fans und Zeichen dafür, dass Frau Minogue trotz ihrer zwanzig Jahre andauernden Karriere in der Musikbranche kein bisschen müde wird. Zehn Alben, 50 Singleauskopplungen und 20 Jahre als Sängerin im Rampenlicht - doch es kommt noch ein ganz persönliches Jubiläum hinzu: Sie selbst wird am 28. Mai 40 Jahre alt. Den runden Geburtstag feiert sie mit einer großen Party in Paris - zwischen zwei Gastspielen in Köln und München.

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Dass ihr Leben wieder so actionreich und glamourös sein würde, hätte die knapp einen Meter fünfzig kleine Sängerin vor ein paar Jahren wahrscheinlich nicht gedacht. Als sie Anfang 2005 mit ihrer "Showgirl- The Greatest Hits"-Tour die Welt bereiste, brachte eine Vorsorgeuntersuchung ans Tageslicht, wovor viele junge Frauen heute Angst haben: Die schockierende Diagnose lautete Brustkrebs. Ein vorzeitiges Ende der Tour war nur die logische Konsequenz. Weil Neuigkeiten dieser Art aber naturgemäß wilde Spekulationen in den Medien auslösen, gab Minogue ihre Krankheit öffentlich bekannt. Das Echo und die Anteilnahme an ihrem Schicksal waren groß, aber verständlich ist doch, dass sie sich in dieser Situation zurückzog: Zunächst in ihre Heimatstadt Melbourne, wo sie erfolgreich behandelt wurde und danach nach Paris, um sich der notwendigen Chemotherapie zu unterziehen. Zur Seite stand Kylie ihr langjähriger Lebensgefährte, der französische Schauspieler Olivier Martinez, von dem sie mittlerweile getrennt lebt. Auf dem Weg der Genesung, zeigte sie sich 2006 erstmals wieder der Öffentlichkeit, hier in Chanel bei einer Chanel Fashion Show. Die erzwungene Kurzhaarfrisur trug sie mit Würde und sah damit trotzdem - oder vielleicht gerade deshalb - ziemlich gut aus. Angefangen hat die Karriere der Australierin jedoch...

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...mit einer Dauerwelle: So sah Kylie aus, als sie 1988 die Preise für ihre ersten goldenen Schallplatten "Locomotion" und "I Should Be So Lucky" entgegennahm. Bis dato nur als Darstellerin in der australischen Seifenoper "Neighbours" bekannt, sang sie im Rahmen eines Benefiz-Fußballspiels den Little-Eva-Hit "The Loco-Motion". Ihre Interpretation kam so gut an, dass die heimische Plattenfirma Mushroom aufmerksam wurde und kurzerhand mit der damals 19-Jährigen eine Coverversion aufnahm. Der internationale Durchbruch folgte wenig später mit dem englischen Produzententeam Stock Aitken Waterman, die den musikalischen Stil Minogues maßgeblich prägten: Fröhliche und unbeschwerte, aber eben auch brave Popmusik war das Ergebnis dieser Zusammenarbeit, die schon nach kurzer Zeit nicht mehr so fruchtbar war wie anfänglich.

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Dieser zwischenzeitliche Misserfolg hing wohl damit zusammen, dass Kylie sich nicht mehr mit ihrem Spitznamen "Singing budgie" - zu Deutsch: trällernder Wellensittich - identifizieren konnte. Eine Emanzipation vom seichten "Locomotion-Pop" war nötig: Sie bestand fortan darauf, an ihren Stücken selbst mit zu schreiben und zeigte sich der Öffentlichkeit von ihrer erotischen und weiblichen Seite - wie hier im Jahr 1995 bei einer "Smash Hits Party". Viele Fans der ersten Stunde verprellte die Sängerin mit diesem neuen, freizügigen Image. Doch Dance-Stücke wie "Better The Devil You Know" erschlossen ihr einen neuen, unerwarteten Kreis von Bewunderern: Die Schwulenszene konnte sich für den neuen Disco-Sound erwärmen und auch Kylie mochte ihn so sehr, dass sie nie mehr richtig davon loskam. Noch heute bringen wir automatisch ihren Namen mit Dancefloor-tauglichem Pop in Verbindung. Ihre Qualitäten als Tänzerin kommen übrigens nicht von ungefähr: Schon die Mutter war Balletttänzerin!

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Mehr Anerkennung als Musikerin brachte 1995 das Duett mit Nick Cave "Where The Wild Roses Grow". Als bildschöne, singende Wasserleiche schwamm Kylie in einem See, während Nick am Ufer um sie trauerte und ihr schließlich mit den Worten "all beauty must die" zum Abschied eine Rose in den Mund legte. Nicht das einzige musikalische Experiment, das Miss Minogue in den 90ern wagte - mal kollaborierte sie mit den Pet Shop Boys, mal mit dem japanischen Soundkünstler Towa Tei. Der nächste kommerzielle Erfolg stellte sich aber erst mit dem 2000 erschienenen Album "Light Years" ein. Es enthielt auffällige Reminiszenzen an Kylies Disco-Phase und brannte sich mit Bildern aus dem Video zu "Spinning Around" in unsere Erinnerung: Güldene Vintage-Hotpants und ein luftiges Top von Stella McCartney waren genug, um eine modische Welle glitzernder Klamotten loszutreten - und Millionen männlicher Teenager vorm Fernsehkanal ihres Vertrauens ins Schwitzen zu bringen. Auch ein Abstecher in die Welt des Films brachte Minogue Lorbeeren ein: ihre Darstellung der "Grünen Fee" in Baz Luhrmanns "Moulin Rouge" wird bei den MTV Movie Awards 2001 zur "Best Cameo Performance" gekürt. Zur Premiere kommt sie im raffinierten Spitzenkleid der australischen Designerin Collette Dinnigan.

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Zur Unterstützung ihrer berühmten Live-Performances brauchte sie allerdings Outfits, die noch ein bisschen mehr Sex und Glamour versprühen: Hier kamen die Italiener Domenico Dolce und Stefano Gabbana ins Spiel, die der Sängerin zu ihrem Album "Fever" Kostüme auf den Leib schneiderten, deren Anblick noch heute eine wahre Freude ist: In diesem Nichts aus funkelndem Strass sang Minogue bei einem Konzert in Wales Hits wie "Can't Get You Out Of My Head", "In Your Eyes" und "Love At First Sight". Die silbernen Lederstiefel von Jimmy Choo taten ein Übriges - und so konnte das dazugehörige Album nur zu Kylies größtem kommerziellen Erfolg werden: Er verkaufte sich sieben Millionen Mal und platzierte sich sogar in den amerikanischen Albumcharts ganz vorne.

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Die Kritiker schwanken dennoch jedes Mal aufs Neue zwischen Begeisterung und Abneigung. Je erfolgreicher sie in kommerzieller Hinsicht ist, desto lauter beklagen sie musikalische Defizite. Doch ganz abwenden können sie sich nicht von der kleinen Australierin. Grund dafür ist ihre persönliche Ausstrahlung und ihr Charme: Sie schafft "den Balanceakt zwischen Divenhaftigkeit und Nahbarkeit" - schreibt Alexander Menden in der SZ - und bietet damit genügend Projektionsfläche für Wünsche und Träume ihrer Fans. Ist es nicht zuletzt das, was Glamour ausmacht? Minogue jedenfalls spielt virtuos mit der Mode ihrer Zeit und kann mittlerweile getrost als Stilikone bezeichnet werden. Ein Beispiel ihrer unerschöpflichen Garderobe ist das schwarz-weiße Kleid von Chanel, das sie 2003 zu einer Preisverleihung trug.

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Im Gegensatz zu ihrer einzigen wirklichen Konkurrentin Madonna hat Kylie Minogue die Mode dennoch mehr interpretiert als selbst Trends gesetzt. Sie hielt sich an altbewährte und solide Designer wie Dolce & Gabbana, die ihr Image als Showgirl mit Stoff unterstreichen durften. Den etwas spröden Alexander McQueen trug sie hingegen erst, als er auf dem Höhepunkt seines Erfolges schon angekommen war: Das schwarze Korsagenkleid mit interessanten Spitzendetails ist ein Beispiel dafür und hatte seinen großen Auftritt bei der Echoverleihung in Berlin 2004.

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Weil ihre Outfits dennoch beispielhaft die Mode ihrer Zeit widerspiegeln, war Kylies Kostümfundus es wert, an prominenter Stelle der Öffentlichkeit präsentiert zu werden. 2007 wurde deshalb "Kylie Minogue - The Exhibition" eröffnet. Eigentlich als Geschenk an das Art Centre ihrer Heimatstadt Melbourne gedacht, ging die Ausstellung dann sogar auf Tour. Hier steht die Sängerin selbst am Rednerpult bei der Vernissage 2007 im Londoner Victoria and Albert Museum.

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Auszeichnungen und Anerkennung für ihre Arbeit hagelte es im Lauf ihrer Karriere genug. Alleine 15 Mal nahm sie den ARIA-Award ihrer Heimat Australien entgegen, dreimal einen Brit Award und schließlich sogar den ersten eigenen Grammy: In der Kategorie "Best Dance Recording" ging sie im Jahr 2004 mit der Single "Come Into My World" als Siegerin hervor - und holte sich die begehrte Trophäe in einem zartrosa Kleidchen von Martine Sitbon ab.

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Ihr Image als unbeschwerte Sauberfrau hat sie seit ihrer Krankheit im Jahr 2005 jedoch endgültig abgelegt. Doch das ist nicht schlimm, weil sie jetzt mehr denn je die Probleme moderner Frauen teilt und damit zur Identifikationsfigur und zum Vorbild wird. Eine Rolle, die sie bisher tadellos erfüllt.

Mit der schweren Krebserkrankung und der darauf folgenden Trennung von ihrem langjährigen Lebensgefährten Olivier Martinez hat sie bei weitem keine einfache Zeit hinter sich. Doch sie ging offen damit um und sprach mit "White Diamond", der filmischen Dokumentation ihrer Krankheit, bestimmt vielen Frauen Mut zu, die sich in einer ähnlichen Lage befanden. Die Vorsorgeuntersuchungen für Brustkrebs nahmen seither so zu, dass Ärzte deswegen sogar von einem "Kylie-Effekt" sprachen.

Mit dem Beistand ihrer Familie und Freunde - zu denen nach wie vor auch Olivier Martinez gehört - hat sie die schwere Phase jetzt überwunden und wurde in letzter Zeit wieder häufiger an der Seite des schönen Franzosen Martinez gesichtet. Details, welche die Gerüchteküche um eine eventuelle Versöhnung des Paares am Brodeln halten. Wer weiß, was die Zukunft bringt?

Eine besondere Bindung zu Frankreich wurde ihr kürzlich sogar staatlich attestiert: Für ihre Vorbildfunktion und ihre Verdienste um die Popmusik zeichnete man die Sängerin in Paris mit einem Kulturorden aus. Auch mit dem neuen Album "X" und ihrer großen Europa-Tour geht Kylie Minogue wieder auf Erfolgskurs - dem man derzeit in deutschen Hallen beiwohnen kann. Wir wünschen ihr alles Gute und freuen uns auf die nächsten vierzig Jahre!

Text: Katharina Hoeller Foto: Getty Images

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