Bilderstrecke:Berlin - mal anders gesehen

Der Fotograf Oliver Godow macht absurde Momentaufnahmen von der Hauptstadt.

Matthias Harder

Mit den Mitteln und doch jenseits des Dokumentarischen transformiert Oliver Godow menschenleere und unwirtliche Innen- wie Außenräume in zeitlose, utopische Gehäuse.

Der Fotograf fokussiert das Ephemere in der Architektur. Endlich hat sich Godow - exklusiv für sleek magazine for art & fashion - auch der architektonischen Umbruchsituationen in Berlin angenommen, am Ostbahnhof wie am Kurfürstendamm. Auch hier gilt: Neues verdrängt Altes und gebiert zunächst einmal Leere.

Bereits in seinen früheren Aufnahmeserien wurde klar: Eine Abbildungsgenauigkeit interessiert Godow nur am unmittelbaren Ort, etwa einer Baustelle, einem Parkplatz oder einer Imbissbude; Szenerien von Beckettscher Absurdität. Und die finden sich überall.

Seiner Idee der Abstraktion und Typologisierung des Räumlichen innerhalb einer bildhaft-enigmatischen Charakterisierung von Orten bleibt er auch in Berlin treu.

Godow reduziert Topographisches wie den konkreten Gegenstand auf bloße Flächenwirkungen oder in abstrakte Raumkörper.

Seine Aufnahme Alex spiegelt die bauliche Situation des Ost-Berliner Zentrums wider und kondensiert sie in einem zeitlosen Moment, wiederum kurz bevor etwas vollendet wird, hier vermutlich ein Geschäft.

So hängen die hellblauen Papierbahnen, die das Glas der Schaufensterscheibe schützen sollen, in Fetzen herab und die Balken der Holzverschalung liegen auf dem Boden vor der Hausfassade.

Solche transitorischen Momente warten nur darauf, von Godows Kamera erspürt und ins Bild gesetzt zu werden. Nur wenige haben ein ähnlich subtiles Gespür für symbolisch aufgeladene Transformationsprozesse urbaner Alltäglichkeit.

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