Bildergalerie:Weltanschauung auf dem Teller

Zurück zu den Wurzeln - alternative Ernährungsformen versprechen ein Leben im Einklang mit sich selbst und der Natur.

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Zurück zu den Wurzeln - alternative Ernährungsformen versprechen ein Leben im Einklang mit sich selbst und der Natur. Den Anhängern alternativer Ernährungsformen geht es nicht ums Abnehmen, sondern um umfassende Lebenskonzepte, die sie wieder ins Gleichgewicht mit sich selbst und der Umwelt bringen.

Ernährung nach Ayurveda

Ayurveda, das ,,Wissen vom Leben'', ist eine mehrere tausend Jahre alte Heilslehre aus Indien. Ziel der Ernährung ist die Entgiftung des Körpers. Gewürze gelten dabei als natürliche Heilmittel. Im Mittelpunkt der ayurvedischen Lehre steht das Streben nach dem Gleichgewicht von Körper und Seele.

Eine Krankheit drückt demnach eine Störung des Gleichgewichts aus. In der ayurvedischen Ernährung erfolgt eine Einteilung der Menschen in drei Konstitutionstypen, basierend auf den drei Grundprinzipien, den sogenannten Doshas: Vata, Pitta und Kapha. Vata-Menschen haben angeblich einen leichten Körperbau, sind begeisterungsfähig und neigen häufig zu Gefühlsschwankungen und Schlaflosigkeit. Pitta-Typen zeichnen sich durch einen muskulösen Körperbau aus, sie sind zielstrebig und unternehmungslustig, zudem verfügen sie über eine gute Verdauung.

Sie sind oft sehr dominant und neigen zu Wutausbrüchen. Kapha-Charaktere haben dagegen einen schweren Körperbau und eine Neigung zu Trägheit und Übergewicht. Sie sind ruhige, ausgeglichene Persönlichkeiten. Jeder Mensch trägt jedes Dosha in sich, ein Typ ist jedoch besonders ausgeprägt: Nach diesem dominanten Dosha soll sich auch die Ernährung richten. Vata-Typen vertragen angeblich besonders gut die Geschmacksrichtungen süß, sauer und salzig sowie warme Speisen.

Pitta-Charaktere bevorzugen süß, bitter, herb und kalt. Kapha-Typen sollten scharf, bitter, herb und heiß essen und dabei besonders auf eine leichte Ernährung achten. Die Ernährung nach Ayurveda verwendet nur wenige tierische Produkte. Außerdem sollten möglichst alle sechs Geschmacksrichtungen - also süß, salzig, sauer, bitter, scharf und herb - in jeder Mahlzeit enthalten sein.

(Foto: dpa) Text: Hannah Beitzer

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Anthroposophische Ernährung

Die Anthroposophie wurde um 1900 als ganzheitliche Lehre von Rudolf Steiner begründet. Die anthroposophische Ernährung soll den Menschen in Einklang mit der Natur und dem Kosmos bringen. Ein grundlegendes Prinzip ist der freie Wille des Menschen, es gibt daher theoretisch keine ,,verbotenen'' oder ,,erlaubten'' Lebensmittel. In der Praxis lehnen viele Anthroposophen Fleisch grundsätzlich ab, da es das ,,seelisch-geistige Element'' zu sehr an das ,,irdisch-materielle Element'' binde und den Menschen in seiner spirituellen Entwicklung aufhalte.

Milchprodukte sind jedoch ein wichtiger Bestandteil dieser Ernährung. Ein weiterer Grundsatz ist die Dreiteilung pflanzlicher Lebensmittel in Wurzel, Blatt und Blüte. Nach Ansicht der überzeugten Steiner-Fans regt jeder Teil der Pflanze einen bestimmten Teil des Körpers an. Die Wurzel habe Einfluss auf Sinne und Nerven, das Blatt wirke auf Herz und Lunge, die Blüte auf Stoffwechsel und Fortpflanzung. Die Empfehlung lautet, täglich Lebensmittel aus allen drei Bereichen zu essen.

Das wichtigste Nahrungsmittel ist Getreide, gefolgt von Gemüse. Wenn Anthroposophen an das Kleingedruckte ihrer durchaus umstrittenen Lehre glauben, meiden sie generell Fett, Cholesterin und Alkohol. Experten warnen allerdings, dass wegen des Verzichts auf Fleisch ein Mangel an Vitamin B12 sowie an Eisen und Eiweiß auftreten kann, sofern man nicht langfristig auf einen sehr ausgewogenen Speiseplan achtet.

(Foto: dpa)

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Makrobiotische Ernährung

Die Makrobiotik basiert auf fernöstlicher Philosophie. Makrobiotiker glauben, dass im Körper ein stetiger Energiefluss herrscht, der ins Gleichgewicht gebracht werden muss. Basierend auf dem Taoismus gibt es dabei zwei Pole, Yin und Yang. Yin ist das weibliche, saure, leichte, sich ausdehnende, pflanzliche Element, Yang der männliche, basische, schwere, sich zusammenziehende, tierische Gegenpol.

Angewendet auf Nahrung steht Yin für Süßigkeiten, Milchprodukte, Kaffee und Alkohol und Yang für Fleischprodukte und Eier. Außerdem gibt es eher neutrale Lebensmittel wie Wasser, Getreide, Hülsenfrüchte und Gemüse. Beide Pole sollten in der Makrobiotik gemieden werden. Es führen in der strengen Makrobiotik zehn Stufen zur idealen Ernährung, die letzte Stufe besteht nur aus Getreide.

Diese Einteilung wird jedoch heute nur noch von wenigen Anhängern streng praktiziert. Die meisten Makrobiotiker ernähren sich vegetarisch mit Schwerpunkt auf unverarbeiteten Vollkornprodukten. Ein positiver Aspekt ist, dass sehr wenig Zucker, Fett, Alkohol und Kaffee auf dem Speiseplan stehen. Hält man sich jedoch strikt an die Vorgaben, kann es zu einem Mangel an Eiweiß, Eisen, Calcium, Jod und wichtigen Vitaminen kommen, warnt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE).

Ein weiterer Streitpunkt ist die zu geringe Versorgung mit Flüssigkeit in der ursprünglichen Lehre der makrobiotischen Ernährung. Dieser Punkt wurde inzwischen modifiziert. Ältere Schriften zur Makrobiotik enthalten zudem einige pseudowissenschaftliche Thesen, die inzwischen widerlegt wurden. Etwa dass der Körper in der Lage sei, selbst Vitamin C herzustellen.

Die DGE kritisiert vor allem die Behauptung einiger Makrobiotik-Anhänger, durch diese Art der Ernährung könnten Krankheiten wie Krebs geheilt werden. Auch in abgemilderter Form sei die makrobiotische Ernährung außerdem nicht für Kinder und Jugendliche geeignet, da sie nicht genügend Nährstoffe zu sich nehmen. In den USA gab es einige Todesfälle unter strengen Makrobiotikern, weswegen die ursprüngliche Form, nach der die höchste Stufe der Ernährung nur Getreideprodukte zulässt, dort verboten ist.

(Foto: dpa)

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Vegane Ernährung

Die vegane Ernährung umfasst eine komplette Weltanschauung, die die Ausbeutung von Tieren durch den Menschen ablehnt. Veganer betrachten Tiere als dem Menschen ebenbürtige Lebewesen, die weder getötet noch zum Vorteil der Menschen ausgenutzt werden dürfen.

Sie protestieren gegen die heutige Form der Massentierhaltung und die Verarbeitung von Lebensmitteln in der globalisierten Wirtschaft. Deswegen verzichten Veganer auf Fleisch und Fisch, aber auch auf andere tierische Produkte wie Eier und Milch. Viele Veganer tragen außerdem keine Kleidung aus Leder oder Wolle.

Soja und Hülsenfrüchte sollen bei der veganen Ernährung eine ausreichende Eiweißversorgung garantieren. Den Mangel an Vitamin B12 und Calcium gleichen Veganer oft durch Multivitamin-Säfte und Sojamilch aus. Auf jeden Fall erfordert vegane Ernährung ausreichendes Wissen über Ernährung und den Bedarf an Nährstoffen, auch müssen Veganer stärker auf einen ausgewogenen Speiseplan achten.

Schwangeren, Stillenden, älteren Menschen und Kindern rät die Deutsche Gesellschaft für Ernährung von veganer Ernährung ab, da diese besonders viele Nährstoffe bräuchten.

(Foto: Reuters) Text: Hannah Beitzer

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