Süddeutsche Zeitung

Bild der Woche:Moment mal

Besucher vor dem Kunstwerk "Carhenge" beim Glastonbury Festival, 21. Juni 2023.

Von Laura Weißmüller

Sieht so die Zukunft aus? Ein Mensch steht vor einem erstaunlichen Gebilde. Irgendjemand muss sich da sehr viel Mühe gegeben haben, das Konstrukt zum Stehen zu bringen. Auch die Komposition aus Senkrechten und Waagrechten wirkt durchdacht. Ganz zu schweigen von den Motiven, welche die großen Metallkörper zieren. Nur - was zur Hölle soll das bedeuten? Der Mensch in Rückenansicht hat keinen blassen Schimmer. Schließlich befinden wir uns in der Zukunft. Was ein Auto ist und warum es so aussieht, wie es eben aussieht, weiß da keiner mehr. Unrealistisch? Schließlich lebt die Menschheit schon fast 150 Jahre mit dem Automobil. Wer mal einem Kindergartenkind Dinge wie Festnetztelefon oder Plattenspieler vorgeführt hat, weiß, wie Menschen gucken, die nur Bahnhof verstehen. Insofern: Das zumindest ist realistisch. Schön wäre es auch, weil man dann die Zeit der leidigen Grabenkämpfe hinter sich hätte, in der in Berlin eine offenbar eher autofreundliche Verkehrssenatorin den dortigen Radweg-Ausbau stoppen lässt. Und in München, wo Hunderte Menschen ein temporär begrüntes und verkehrsberuhigtes Viertel in der Au feiern, während ein wütender Anwohner eine Glasflasche wirft. Passen würde es übrigens auch: Denn was der Steinkreis von Stonehenge bedeutet, in dem gerade Tausende die Sommersonnenwende gefeiert haben und an dem sich auch die sogenannte Carhenge-Installation vom Glastonbury-Festival orientiert, weiß die Menschheit ja auch nicht mehr.

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