Berühmte Mütter und Töchter:Alles über meine Mutter

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Julie Delpy erzählt exklusiv im SZ-Magazin von ihrer schwierigsten Rolle: als Tochter. Insgesamt acht Frauen spechen über ihr Mutter-Tochter-Verhältnis - unter anderem Donna Leon, Diane Kruger und Amelie Fried.

Julie Delpy

Meine Mutter engt ein

Ganz unumwunden gibt Julie Delpy zu: Sie liebt ihre Mutter - aber sie ist auch ganz schön genervt. (Foto: Foto:)

Von Paris nach Los Angeles zu ziehen war für mich eine Befreiung: In der Nähe meiner Mutter könnte ich kein eigenes Leben führen. Wenn ich in Paris bin, kommt sie in meine Wohnung, wann sie will, füllt den Kühlschrank mit Äpfeln und Birnen;­ dass sie meine Schlüssel hat, findet sie selbstverständlich. Klar freue ich mich über frisches Obst und ich weiß, dass sie es gut meint. Aber oft denke ich: Mama, lass mich, ich bin erwachsen. Sie kann eine unglaubliche Nervensäge sein und ist besessen von Details, die mir völlig egal sind. Zum Beispiel versteht sie nicht, dass ich meine T-Shirts nicht bügle oder dass es mich nicht stört, wenn etwas nicht immer am selben Platz steht.

Meine Mutter erzieht mich noch immer

Wie im Leben so im Film: In "Zwei Tage in Paris" stellt Julie Delpy ihren Freund (Adam Goldberg) ihren Eltern vor - eine reine Nervensache. (Foto: Foto: AP)

Mütter bemühen sich zu erziehen und das Leben ihrer Kinder zu strukturieren. Sie sagen: Zieh einen Schal an, es ist kalt. Oder: Mach deine Hausaufgaben. Tatsächlich ist meine Mutter auch diejenige, die mich alle zwei Monate dazu bringt, meine Fanpost zu beantworten. Es ist ihr sehr wichtig, dass ich den Leuten persönlich schreibe. Natürlich hat sie recht, aber ich würde es wohl zwischen all meiner Arbeit schleifen lassen - ­ keine Chance. Bin ich in Paris, weckt sie mich morgens um sieben Uhr mit den Worten: "Aufstehen, es ist Zeit für deine Fanpost."

Meine Mutter ist zerbrechlich

Ich liebe meine Mutter sehr und bin ständig zu Besuch in Frankreich, weil ich sie sehen möchte. Als ich klein war, hatte sie Krebs,­ ihre Sterblichkeit wurde mir also sehr früh bewusst, darum schätze ich unsere gemeinsame Zeit besonders. Die Krankheit ist zwar lange her und sie ist eine starke Frau, eine Kämpferin. Ich mache mir trotzdem oft Sorgen. Manchmal benimmt sie sich wie ein kleines Kind. Es macht mich wahnsinnig, wenn sie mir erzählt, dass sie sich krank fühlt, aber nicht zum Arzt gehen will. Ich habe sowieso ständig Angst, dass jemand aus meiner Familie krank wird oder stirbt.

Meine Mutter mag es laut

Ohne dass der Fernseher oder das Radio läuft, kann meine Mutter nicht sein, immer braucht sie einen Geräuschpegel. Ich hingegen liebe Stille ­ manchmal habe ich das Gefühl, wir sind Menschen von unterschiedlichen Planeten. Obwohl sie ein Herzleiden hat, kann sie so unvernünftig sein. Zum Beispiel wollte sie unbedingt zum Daft-Punk-Konzert. Ich sagte: "Mama, das ist Techno-Musik, das ist nichts für dein Herz." Aber sie bestand darauf. Wir waren also dort und gingen nach zwanzig Minuten wieder, weil sie sich nicht wohlfühlte.

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