Süddeutsche Zeitung

Bericht des Statistischen Bundesamts:Zwei Millionen Kinder von Armut bedroht

An den Kindern in Deutschland geht der wirtschaftliche Aufschwung völlig vorbei: Jedes sechste droht, in die Armut abzurutschen. Besonders gefährdet sind Kinder, die bei Alleinerziehenden aufwachsen.

Die Wirtschaft in Deutschland mag sich erholt haben, doch am jüngsten Teil der Gesellschaft ist der Aufschwung vorbeigegangen: Jedes sechste Kind ist von Armut bedroht. Dies geht aus einem Bericht des Statistischen Bundesamts in Berlin hervor. Nach der am Mittwoch veröffentlichten Studie gelten 15 Prozent der mehr als 13 Millionen Kinder und Jugendlichen als armutsgefährdet. In absoluten Zahlen sind das fast zwei Millionen Kinder.

Armutsgefährdet bedeutet in diesem Fall, dass das Netto-Einkommen in ihrem Elternhaus unter 11.151 Euro pro Jahr liegt. Die meisten von ihnen leben in Haushalten von Alleinerziehenden. Mehr als ein Drittel aller Kinder, die nur von Mutter oder Vater betreut werden, gilt als armutsgefährdet. Über die Kinderarmut kursieren verschiedene Zahlen, die immer wieder auch kontrovers diskutiert werden.

Wie aus den Daten weiter hervorgeht, wachsen in Deutschland gemessen an der Gesamtbevölkerung so wenig Kinder und Jugendliche auf wie in keinem anderen Land Europas. Nur 16,5 Prozent der 81 Millionen Menschen in der Bundesrepublik sind jünger als 18 Jahre. Im Nachbarland Frankreich liegt der Anteil der Kinder und Jugendlichen an der Gesamtbevölkerung bei mehr als 22 Prozent.

Dort wird bereits seit den frühen achtziger Jahren versucht, mit gezielter Familienpolitik die Geburtenrate zu steigern. Aber auch Großbritannien, die Niederlande sowie die skandinavischen Länder kommen auf einen Anteil von mehr als 20 Prozent. Die meisten Kinder und Jugendlichen Europas leben in der Türkei: Fast jeder dritte der 72 Millionen Türken ist laut der Übersicht jünger als 18 Jahre.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels war im Teaser von "jedem dritten Kind" die Rede, das von Armut bedroht sei. Wie es im Text richtig heißt, ist aber nur jedes sechste Kind gefährdet. Wir haben diesen Fehler korrigiert und bitten um Entschuldigung.

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