Süddeutsche Zeitung

Haben & Sein:Frischer wird's nicht

Das neue Benetton, ein neuer Duft von Hermès und handgefertigte Keramikblüten - die Stilnews der Woche.

Von Anne Goebel, Tanja Rest und Silke Wichert

United Colors, skandalöse Werbung, Pullover mit großem Schriftzug - die legendäre italienische Marke Benetton kennt jeder, nur gekauft wurde dort in den letzten Jahren immer weniger. Die Geschäfte machten schon vor der Pandemie deutliche Verluste. Basics allein reichen heute nicht mehr, um bei Ketten wie Zara oder Uniqlo mitzuhalten. (Das große Geld verdient die Benetton-Familie übrigens sowieso woanders, mit Autobahnen und Flughäfen.) Wer schon länger nicht mehr in die Schaufenster der Läden geschaut hat, sollte das aber mal wieder tun. Benetton hat seit vorigem Jahr nämlich einen neuen Designer, Andrea Incontri, der vorher bei Tod's beschäftigt war. Die erste Kollektion des Italieners liegt jetzt in den Regalen und könnte den Arbeitstitel "Vitamin B" tragen: Pullover, bauchfreie Tops, Strickhosen und Cardigans mit jeder Menge Kirschen, Äpfel und Birnen in leuchtenden Farben. Die Super-Influencerin Chiara Ferragni war mit den Sachen bereits werbewirksam in Marrakesch unterwegs, und auch sonst scheint der offensichtlich sehr ernst gemeinte "Frische-Kick" gut anzukommen. Schließlich zitieren die bunten Sachen nicht nur die Ursprünge der Marke - alles begann hier mal mit einem knallgelben Pullover - sie passen auch perfekt zum anhaltenden Kidcore-Trend. Kindliche Sachen, die noch lieber von Erwachsenen getragen werden. Besser allerdings, sie werden dabei selbstironisch mit weniger infantilen Accessoires und entsprechender Haltung kombiniert (benetton.com).

Mit Parfums, die angeblich nach einem ganz bestimmten Ort riechen, sollte man eigentlich vorsichtig sein. Klingt natürlich schick, die Essenz von New York, London oder Berlin - aber ist das nicht vor allem Feinstaub, ein paar nostalgische Noten von Benzin, solange es Verbrennermotoren noch gibt, und ansonsten undefinierbarer Großstadtmief? Bei Hermès ist von alldem natürlich keine Rede, und die Garten-Serie "Un Jardin" nimmt sich bewusst wohlriechende grüne Oasen als Inspiration vor, Gärten in Venedig zum Beispiel (mit blühenden Magnolien) oder am Nil (Mango und Lotus). Mit dem Neuzugang Un Jardin à Cythère hat die Parfümeurin Christine Nagel eine imaginäre Reise nach Griechenland auf die Insel Kythira unternommen. Das Besondere: Um die schon immer sehr trockenen Sommer der Ägäis in einen Duft zu übersetzen, fehlen die üblichen grünen und floralen Noten. Stattdessen riecht man Zitrusaromen und Olivenholz - oder anders gesagt: die großen Ferien.

Großes Aufseufzen, endlich ist es so weit: In die Natur kehrt die Farbe zurück. Die Krokusse blühen längst, die Forsythien explodieren geradezu, nicht mehr lange, dann kommen die ersten Rosen ... Wozu bräuchte man da noch Blüten aus Keramik? Antwort: weil sie für immer sind. Die Münchner Keramikkünstlerin Coco Pelger, die vor ein paar Jahren noch für Lifestyle-Magazine tätig war, hat sich unter anderem mit dieser Idee selbständig gemacht: schöne Dinge herzustellen, die man vielleicht nicht braucht, aber doch wahnsinnig gern besitzen würde. Allesamt handgefertigt, ohne Drehscheibe, mit einem liebevollen Blick für Details. Coco Loves Clay heißt folgerichtig ihre Manufaktur, im Sortiment Vasen, Schalen, Becher, Duftkerzen. Oder eben die Blüten, die man auf unbelaubte Äste (Pelger empfiehlt Weidenzweige) aufstecken kann. "Ich lasse mich auf Ton und Porzellan ein, arbeite mit ihnen und nicht gegen sie, gebe den Materialien Zeit, gebe auch mir Zeit, bevor ich weitermache", so beschreibt sie ihren Ansatz. Dadurch entstehe eine Art Flow, "es fühlt sich an wie das Plätschern eines Baches". So wollen wir auch mal arbeiten! "The Eternal Blossom", 5er-Set für 55 Euro. (cocolovesclay.com)

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