Online-Hass:Schweigen hilft nicht

Demonstration zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen in Hamburg Am 25.11.2019 demomstrierten rund 500 FLINT* (Fr

Gewalt an Frauen ist politisch - unter dem Motto gingen vor einem Jahr in Hamburg Frauen auf die Straße. Bis die Politik handelt, sollten Internetnutzer sich wehren und gegenseitig unterstützen, wenn sie auf Gewalt gegen Frauen im Netz stoßen.

(Foto: Jannis Große/imago images)

Die Politik tut zu wenig gegen digitale Gewalt gegen Frauen. Bis sich das ändert, kann jeder Einzelne handeln und der hasserfüllten Minderheit zeigen: Wir sind mehr.

Kommentar von Veronika Wulf

Die Zahl ist hoch, aber leider nicht überraschend: 70 Prozent der jungen Frauen in Deutschland haben im Internet Bedrohungen und Beleidigungen erlebt, wie kürzlich eine Studie ergeben hat. Frauenberatungsstellen melden längst einen Anstieg an Anfragen zu digitaler Gewalt. Auch am Tatort selbst, in den "sozialen" Netzwerken, ist der Hass seit Jahren zu beobachten.

Der vom Bundesfamilienministerium ausgerufene "Aktionstag gegen digitale Gewalt" kommt deshalb reichlich spät. Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz war 2017 zwar ein erster Schritt. Doch die Hürden, Hass zu melden, sind oft hoch, Polizeibeamten fehlt vielerorts die Medienkompetenz. Kommt es doch zur Anzeige, werden die meisten Fälle eingestellt. Auch die im Juni beschlossene Gesetzesverschärfung, die Netzwerkbetreiber verpflichtet, bestimmte Inhalte dem Bundeskriminalamt zu melden, klammert Beleidigungen, üble Nachrede und Verleumdung aus - genau das, was Frauen so häufig trifft.

Internetnutzer, auch nicht Betroffene, sollten nicht warten. Wo man auf der Straße eingreifen würde, sollte man dies auch im Netz tun: Inhalte melden, Unterstützung bieten, kommentieren. Dass das geht, zeigt die Initiative #Ichbinhier, die den Lügen Fakten und positive Aussagen entgegensetzt. Die schweigende Mehrheit muss der hasserfüllten Minderheit zeigen: Wir sind mehr.

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