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Behinderte - Potsdam:Verwaltungen in Brandenburg stellen auf Leichte Sprache um

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Potsdam (dpa/bb) - Einfache Wörter, kurze Sätze, keine Abkürzungen: Brandenburgs Behörden nutzen für Veröffentlichungen zunehmend auch die sogenannte Leichte Sprache, von der zahlreiche Menschen profitieren. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Eine Grundlage dafür bildet die im Brandenburgischen Behindertengleichstellungsgesetz verankerte Barrierefreiheit, die sich zur Teilhabe aller auch auf die Sprache bezieht. "Konkret wird den öffentlichen Verwaltungen aufgegeben, etwa ihre Internetauftritte und -angebote schrittweise technisch so zu gestalten, dass sie von Menschen mit Behinderungen grundsätzlich uneingeschränkt genutzt werden können", erklärte der Sprecher des Potsdamer Sozialministeriums, Gabriel Hesse.

Der Stand der Umsetzung und deren Umfang seien in den Ressorts der Landesregierung unterschiedlich weit vorangeschritten. Das Land habe im Dezember 2018 ein Projekt abgeschlossen, mit dem Internetseiten nun auch auf mobilen Endgeräten, mehrsprachig und barrierefrei bereitgestellt werden können, sagte Hesse. So ist etwa auch die Webseite des Sozialministeriums in Leichter Sprache lesbar. Bei Printprodukten sei die Umsetzung vom jeweiligen Layout abhängig.

Auch kommunale Behörden haben Publikationen in Leichter Sprache herausgegeben. So die Stadt Potsdam im November die "Handreichung Umgang mit Corona für Eltern - Umgang mit Anzeichen für Erkältung und Krankheiten bei Kindern und Jugendlichen in der Corona-Zeit". "Auf unserer Webseite finden sich Infos zu Corona in Leichter Sprache, die vom Sozialministerium zusammengestellt wurden", berichtete Stadtsprecher Markus Klier. Im ersten Quartal 2021 wolle die Stadt zudem ihre gesamte Webseite in Leichter Sprache zugänglich machen.

Auf der Internetseite der Stadt Cottbus werden ebenfalls Informationen in barrierefreier Sprache hinterlegt, wie Stadtsprecher Jan Gloßmann sagte. Einfache Sprache würden Verwaltungsmitarbeiter bei Bedarf auch bei der mündlichen Kommunikation anwenden. Zudem seien viele sprachlich einfach formulierte Allgemeinverfügungen in Fremdsprachen veröffentlich worden.

Stephan Wagner vom Allgemeinen Behindertenverband in Brandenburg (ABB) verwies darauf, dass die Zielgruppe für barrierefreie Sprache mannigfaltig ist. "Darunter sind vor allem Menschen mit Lernschwierigkeiten etwa aufgrund einer geistigen Behinderung, Menschen mit geringen Lesekompetenzen, aber auch ältere Menschen." Auch wegen der zunehmenden Zahl von Menschen mit Migrationshintergrund und geringen Deutschkenntnissen steige der Bedarf an Leichten Sprachangeboten. Auch Menschen mit Demenz könnten Leichte Sprache oft noch lange verstehen, heißt es auf der Internetseite des Netzwerks Leichte Sprache.

Für Leichte Sprache gebe es bisher keine festen Regeln, sondern in erster Linie Empfehlungen, so Wagner. Sie müsse an die individuellen Sprachkompetenzen angepasst werden. Zugleich könne die Verwendung Leichter Sprache bei manchen Betroffenen ein Gefühl von Stigmatisierung erzeugen. "Verständlicherweise fühlen sich Menschen, wenn man ihnen Erklärungstexte vorlegt, die für ihr Leseverständnis noch zu leicht sind, als ein stückweit für dumm verkauft", sagte Wagner.

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