Barbara Berlusconi:Papa und die Frauen

Die Tochter von Silvio Berlusconi hat einen großen Auftritt in der italienischen "Vanity Fair". Und lässt die Öffentlichkeit wissen, wie sie über die Affären und die Politik ihres Vaters denkt.

Andrea Bachstein

Es gibt Angenehmeres für eine Tochter, als nach den Eskapaden ihres Vaters mit Prostituierten und Minderjährigen gefragt zu werden. "Es fällt mir schwer, da gelassen zu antworten", sagt Barbara Berlusconi, Drittgeborene von Italiens Premier Silvio Berlusconi der italienischen Ausgabe von Vanity Fair. "Es sind Vorgänge, die für mich bitter waren", erzählt die 26-Jährige in einem ihrer seltenen Interviews: "Natürlich bin ich mit einer gewissen Art von Verhalten nicht einverstanden."

Michal Helfman Press Conference At The Cardi Black Box

Schätzt Frauen, die das Beste aus ihren Fähigkeiten machten: Barbara Berlusconi, Tochter des italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi.

(Foto: Getty Images)

Es ist ein großer Auftritt, den Barbara Berlusconi in der Weihnachtsausgabe der Zeitschrift bekommt - während in Rom wieder Tausende gegen Berlusconi demonstrieren, diesmal gegen die Universitätsreform der Regierung. Auf dem Titel prangt Barbara gestylt wie eine Hollywood-Diva: in einem leuchtend roten, schulterfreien Abendkleid, die lange blonde Mähne üppig onduliert. Sie sei eitel, das gibt Barbara Berlusconi zu, aber so aufgetakelt wie auf den Fotos läuft sie normalerweise nicht herum. Wie sie erzählt, gehört ein großer Teil ihrer Zeit ihren kleinen Söhnen Alessandro, drei Jahre, und Edoardo, 18 Monate, die sie mit ihrem Lebensgefährten Giorgio Valaguzza hat, einem 31-jährigen Banker.

Bereits im Juli durfte Italien erfahren, dass sie an der Mailänder Privatuniversität San Raffaele mit Bestnote und Lob ein Philosophiestudium abgeschlossen hatte. In den vergangenen Wochen wurde spekuliert, ob sie womöglich ihrem Vater als Präsidentin seines Fußballclubs AC Mailand nachfolgt. Sie gehört inzwischen dem Verwaltungsrat des Clubs an, aber Präsident könne nur einer sein, erklärte sie nun. Über den AC Milan äußert sie sich engagiert, aber es heißt, dass sie zunächst eine andere Beschäftigung in den umfangreichen Unternehmen der Familie im Sinn hatte.

Aus dem Plan, beim riesigen Verlagshaus Mondadori einzusteigen, ist allerdings nichts geworden. Dort steht machtvoll an der Spitze ihre Halbschwester Marina, 44. Die sitzt außerdem in diversen Aufsichtsräten des Berlusconi-Konzerns, darunter dem des Fernseh- und Medienriesen Mediaset und der Bank Mediobanca. Das Magazin Forbes wählte Marina unter die 50 mächtigsten Frauen der Welt. Es scheint so, als habe sie den Geschäftssinn des Vaters geerbt.

Das Erbe: Geld und Macht

Was Berlusconis fünf Kinder sonst noch geerbt haben oder erben werden, ist nicht bekannt, aber es müsste genug an Geld und Macht sein - das Familienvermögen wird auf zehn Milliarden Euro geschätzt. Da sind einerseits Marina Berlusconi und ihr Bruder Pier Silvio, 41, Vizepräsident von Mediaset, aus der ersten Ehe des Premiers und Konzerngründers. Barbara Berlusconi, ihre Schwester Eleonora, 24, und ihr Bruder Luigi, 22, entstammen der Verbindung mit der Schauspielerin Veronica Lario. Die drei wurden geboren, ehe ihre Eltern 1990 geheiratet haben. Barbara soll aus Diskretionsgründen in der Schweiz zur Welt gekommen sein, Berlusconi war damals noch nicht von seiner ersten Frau geschieden.

In diesem Jahr sollen im Zuge des Scheidungsverfahrens seiner zweiten Ehe Regelungen getroffen worden sein, um Veronica Lario aus der Erbfolge auszuschließen. Die hatte die endgültige Trennung 2009 beschlossen, als Berlusconis Umgang mit einer Minderjährigen Fragen aufwarf. Nach italienischen Berichten sind für alle fünf Kinder, wie es das Gesetz will, gleiche Prozentanteile festgelegt worden. Aber es bleibt ein Rest, den Silvio Berlusconi vermachen kann, wem er mag. Dies wird darüber entscheiden, wer die Mehrheit im Konzern bekommt. Er soll im Übrigen ein gutes Verhältnis zu all seinen Kindern haben, jedenfalls äußern die sich so immer wieder. Barbara Berlusconi sagt in Vanity Fair, die Beziehung zu ihm sei "sehr selbstverständlich und liebevoll".

Mit der Politik ihres Vaters jedoch stimme sie nicht immer überein, zudem brauche man "Männer und Frauen, die sich auf die wirklichen Bedürfnisse und Probleme des Landes konzentrieren können."

Dies nicht zu tun, ist einer der Hauptvorwürfe gegen ihren Vater, der gerade auf rätselhafte Weise ein Misstrauensvotum überstand. Dass er das eine oder andere Showgirl zur Politikerin gemacht hat, kommentiert seine Tochter so: "Bestimmte Frauen in den Regierungsautos zu sehen, ist nicht gut für das Ansehen des Landes". Es seien da einige "oberflächliche" Entscheidungen getroffen worden.

Doch seien die Kandidatinnen auch gewählt worden. Dass Frauen in der Ära ihres Vaters eher Rückschritte erlebt haben, räumt sie ein: Es sei ärgerlich, dass Frauen ständig umgeben sind von Bildern, die ihre Rolle auf die hübscher Gänse reduzieren. Nur sei es zu simpel, die Schuld daran allein der Regierung zu geben. Sie selber schätze Frauen, die das Beste aus ihren Fähigkeiten machten - "egal, ob sie Lady Gaga oder Michelle Obama heißen".

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