Süddeutsche Zeitung

Barack Obama wird 50:Die Bürde der Hoffnung

Weltenretter, Pop-Star, Präsident: Barack Obama wird 50. Vor allem die vergangenen zweieinhalb Jahre, als mächtigster Mann der Welt, haben ihm viel abverlangt - und Obama rasant altern lassen.

Lena Jakat

Weltenretter, Pop-Star, Präsident: Barack Obama wird 50. Die zweieinhalb Jahre als mächtigster Mann der Welt haben ihn rasant altern lassen - und zu einem einsamen Menschen gemacht. In Bildern. In letzter Zeit stand Barack Obama oftmals sehr alleine da. Immerhin, das schönste Geburtstagsgeschenk dürfte für ihn sein, dass mit einem hart erkämpften Kompromiss die drohende Zahlungsunfähigkeit der weltgrößten Wirtschaftsnation im letzten Moment gerade noch einmal abgewendet werden konnte - vorerst. Barack Obama spricht im April in einer Turbinenfabrik in Fairless Hills, Pennsylvania. Text: Lena Jakat/ Bildauswahl: Daniel Hofer

Vor zweieinhalb Jahren kürten die US-Amerikaner ihn, von dem sie sich Rettung oder zumindest change, Wandel, versprachen, zum mächtigsten Mann der Welt. Doch umso größer ist die Fallhöhe: Der Machtkampf der vergangenen Wochen stellte nicht nur die starke Position der Vereinigten Staaten in der Welt, sondern auch die des Politikers Obama in Frage. Zwar ist mit dem Kompromiss zumindest vorläufig auch der Präsident selbst gerettet. Barack Obama im Februar 2009

Doch die politischen Kämpfe haben deutliche Spuren hinterlassen. Die Tatsache, dass Obama sich bisher stets als überaus fotogen erwiesen hat, kann nicht darüber hinwegtäuschen: Sein Haar ist nicht nur an den Schläfen grau geworden; auch sein Gesicht wirkt eingefallen. Dabei ist es nur zweieinhalb Jahre her, ...

... dass ihm Hunderttausende Menschen bei der Amtseinführung zujubelten. Die Hotelzimmer waren Wochen im Voraus ausgebucht - und die ganze Welt blickte gespannt auf Washington.

Die Amerikaner hatten den jungen Senator aus Illinois, der innerhalb kürzester Zeit zum Star der US-Demokraten aufgestiegen war, zu ihrem ersten afro-amerikanischen Präsidenten gemacht. Mit seinem Wahlkampfmotto "Yes, we can" hatte er die Wähler überzeugt, dass er die Hoffnung - Hope - auf bessere Zeiten erfüllen könne. Barack Obama und seine Frau Michelle auf dem Weg zum Kapitol, wo er seinen Amtseid leistete.

Allerdings waren es nicht nur die Inhalte, mit denen der schlaksige Demokrat aus Chicago die Zuneigung der US-Amerikaner gewann: Seine Frau Michelle verzauberte mit Herzlichkeit und stilsicherem Auftreten ein ganzes Volk. Das Ehepaar Obama auf dem Ball zur Amtseinführung in Washington.

Nicht nur seine Gattin, auch die Töchter Malia und Natasha verschafften dem Präsidenten wichtige Sympathiepunkte. Sein Familienleben wirkt wie das eines Durchschnittsamerikaners. Auch nach seiner Vereidigung war Obama stets darauf bedacht, der Öffentlichkeit immer wieder auch seine ganz private Seite zu zeigen. Barack Obama und seine Tochter Malia 2010 im Urlaub auf Hawaii.

Ob ganz offiziell, als Vorleser beim traditionellen Ostereierrollen im Park des Weißen Hauses ...

.. oder scheinbar ganz privat beim Spielen mit First Dog Bo: Die Obamas, so die Botschaft der offiziellen Bilder, sind eine ausgesprochen nette, ganz normale Familie. Seine Familie ist für den Präsidenten aber nicht nur eine hübsche Kulisse, sondern - wie er häufiger anmerkte - eine Kraftquelle. Dass hinter jedem erfolgreichen Mann eine starke Frau steht, ist eine Binse - sie scheint jedoch wie für die Obamas erfunden.

Die Erwartungen der Bürger an den Präsidenten sind - nach seinem offensiv geführten Wahlkampf - nach wie vor sehr hoch: Obama soll innenpolitische Probleme in den Griff bekommen, die Außenpolitik neu justieren und Amerikas Image in der Welt aufpolieren. Auch Staats- und Regierungschefs verbündeter Staaten setzen große Hoffnungen in den Präsidenten.

Der Erwartungsdruck offenbart sich ganz besonders, als Barack Obama nach nur elf Monaten im Amt der Friedensnobelpreis verliehen wird. Greifbare außenpolitische Erfolge hat Obama zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorzuweisen - viele kritisierten deshalb die Ehrung.

Nach Jahren ausbleibender außenpolitischer Erfolge - unter anderem in Afghanistan - gelingt Obama im Frühjahr ein Überraschungscoup: Eine Spezialeinheit der Armee erschießt in der Nacht zum 2. Mai den Erzfeind der USA, Terrorführer Osama bin Laden. Zum ersten Mal seit langem jubeln die Amerikaner ihrem Präsidenten wieder zu. Umringt von Vizepräsident Joe Biden (links), Verteidigungsminister Robert Gates (rechts) und Außenministerin Hillary Clinton verfolgt Barack Obama die US-Mission gegen Osama bin Laden auf einer Leinwand.

Nicht nur im Weißen Haus, auch auf den Nebenschauplätzen der Politik muss Obama stets souverän wirken und eine gute Figur abgeben. Obama gelingt das meist bestens - wie hier bei einem privaten Basketballmatch mit seinem persönlichen Berater Reggie Love in New York City.

Obama gibt sich gerne lässig - das ist Teil seiner PR-Strategie. Ein angeblich vertrauliches Telefonat mit dem indischen Premierminister Manmohan Singh wird deshalb schon mal öffentlich - wenn auch nicht der Inhalt, so doch seine optische Wirkung. Die Bilder von Pete Souza, dem offiziellen Fotografen im Weißen Haus, sind immer wieder Gegenstand vielfältiger Interpretationen.

Wo immer er auch hingeht, wird der Präsident dicht umringt von Sicherheitspersonal. Das Leben als Präsident bietet keinen Raum für Spontaneität und kaum Luft für ... Barack Obama nach einer Rede an der Universität von Texas im August 2010.

... Momente der Ruhe, wie hier im Juni 2009 vor der Aufzeichnung seiner wöchentlichen Radioansprache im Roosevelt-Zimmer des Weißen Hauses. Wenn es stimmt, dass Macht einsam macht, ist Barack Obama einsam unter vielen.

Ob beim Truppenbesuch im Irak, ... Barack Obama begrüßt im April 2009 Soldaten in Camp Victory nahe Bagdad.

oder bei einem Pint Guinness in einer irischen Bar, ... Barack und Michelle Obama besuchen während ihrer Europareise im Mai 2011 auch das irische Dorf Moneygall.

Die Augen und Ohren der Weltpresse sind immer dabei und registrieren jede Geste, jedes Lächeln und jede Grimasse.

Auch wenn er den finanziellen Totalschaden vorerst von seinem Land abwenden konnte, dürften auch das nächste Jahr und - vorausgesetzt, er kann die Amerikaner 2012 im Wahlkampf noch ein zweites Mal überzeugen - die nächste Legislaturperiode ihre Spuren in Obamas Gesicht hinterlassen.

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