Erika Berger
Es war im Februar 1987. Das Privatfernsehen experimentierte mit neuen Formaten, im Kanzleramt saß Helmut Kohl, und im geteilten Deutschland diskutierte man über den weiblichen Orgasmus. Vorausgesetzt, man konnte RTL empfangen und damit Erika Berger. Sie nannte sich Sexualberaterin, redete in einem leicht theaterhaften oberbayerischen Dialekt, und zeigte in der Call-Sendung viel Bein und voyeuristisches Verständnis. War das Volksaufklärung oder Volksbelustigung, wenn sie live über Oralverkehr, Masturbation, Wechseljahre und Erotik in der Ehe palaverte? Für kurze Zeit zählte "Eine Chance für die Liebe" zu den Höhepunkten der privaten TV-Anarchie, und Frau Berger spielte ihre Rolle mit einer Mischung aus hochhackigem Charme und Schnoddrigkeit. Später verschwand sie in der Abteilung Nachtgeschwätz und Astrologie. Schade, denn sie besitzt eine wundervolle Eigenschaft: Ihr ist wirklich gar nichts peinlich.
Foto:gettyimages, Text:chrm