Süddeutsche Zeitung

Arbeit:Obacht, eine Kokosnuss!

Im Büro hocken und auf einen Computer eintippen klingt öde? Neun sehr viel verrücktere Berufe.

Von Birk Grüling

Golfball-Taucher

Beim Golfen landen längst nicht alle Bälle im Loch. Eh klar. Manche graben sich in den Bunker, irgendwo im Sand, andere verschwinden zwischen langen Grasbüscheln im Rough. Und wieder andere plumpsen in die kleinen Teiche, die auf Golfplätzen angelegt sind. Zum Glück gibt es Golftaucher. Bis zu 100 Bälle fischen die pro Tauchgang aus dem Wasser, die sie gereinigt wieder an die Golfer verkaufen. Schön ist die Arbeit aber nicht. Das Teichwasser ist kalt und dreckig. Und Achtung beim Auftauchen: Da sausen Bälle durch die Luft.

Test-Astronauten

Ein Weltraumflug zum Mars dauert etwa siebeneinhalb Monate. Astronauten würden da schwerelos durch ihr Raumschiff schweben. Um herauszufinden, wie gut der menschliche Körper damit klarkäme, legen Ärzte Versuchspersonen einen Monat lang ins Bett. Sie sollen liegen bleiben und nicht aufstehen. Das ganze Liegen belastet unseren Körper nämlich ähnlich stark wie ein Weltraumflug. Deshalb werden die Test-Astronauten auch täglich untersucht und bekommen am Ende eine ordentliche Bezahlung.

Schlangen-Ansteher

Für ein neues Smartphone, besondere Turnschuhe oder die Karten für ein Popkonzert - es gibt jede Menge Gründe, viele Stunden in einer Schlange zu stehen. Wer keine Lust oder Zeit hat selbst zu warten, kann einen professionellen Ansteher beauftragen. Er wird nicht nur für das Warten bezahlt, sondern bringt auch noch gleich das gewünschte Produkt mit. Die Ansteher selbst brauchen viel Geduld und warme Sachen. Manchmal verbringen sie nämlich sogar die Nacht in der Schlange.

U-Bahn-Stopfer

In Tokio fahren täglich 8,5 Millionen Menschen mit der U-Bahn. Trotzdem kommt es in der japanischen Hauptstadt selten zu Verspätungen. Dafür sorgen die Bahn-Mitarbeiter am Gleis. Freundlich zeigen sie Fahrgästen den Weg zum richtigen Zug. Eine besondere Aufgabe haben dabei die Oshiya. Übersetzt heißt das so viel wie Drücker. Sie stehen am Bahnsteig und schieben so lange Fahrgäste in die U-Bahnen, bis jeder Waggon rappelvoll ist und sich niemand mehr bewegen (oder umfallen) kann. Dann gibt es einen letzten kräftigen Schubs und die Türen schließen sich. Abfahrt.

Profi-Erschrecker

In guten Geisterbahnen erschrecken keine Plastik-Skelette die Besucher, sondern richtige Menschen. Als Monster oder Gespenst verkleidet und mit viel Kunstblut geschminkt, huschen sie schnell von Versteck zu Versteck, heulen grausig oder rufen laut "Buuuh". Mit den Besuchern zu sprechen oder sie anzufassen, ist dagegen verboten. Und wenn jemand vor Schreck weint oder richtig fies schreit, verschwinden die Profi-Erschrecker lieber wieder. Auch der Grusel soll ja Spaß machen.

Schwanen-Zähler

Die Themse ist 346 Kilometer lang und verbindet die englische Hauptstadt London mit der Nordsee. Auf diesem Fluss leben ziemlich viele Schwäne, offiziell gehören sie dem britischen Königshaus. Einmal pro Jahr werden sie gezählt und es wird geschaut, ob es ihnen gut geht. Das ist die Aufgabe d es offiziellen Schwanen-Zählers. Den Beruf gibt es seit dem Mittelalter. Damals galten Schwäne als besonders lecker und wurden regelmäßig gegessen. Heute ist der Schwanen-Zähler eher Tierschützer und kümmert sich um kranke oder verletzte Tiere.

Promi-Double

Manche Menschen sehen bekannten Musikern oder Schauspielern zum Verwechseln ähnlich. Die Nase, die Art sich zu bewegen, die Augen - alles passt. Und daraus kann ein Job werden: In Action-Filmen werden Doppelgänger für gefährliche Szenen eingesetzt. So muss der Star nicht selbst aus dem Hubschrauber springen oder in Flammen aufgehen. Promi-Doppelgänger, die es nicht zum Film schaffen, können immer noch auf Schützenfesten singen oder bei Möbelhauseröffnungen Autogramme geben.

Elfen-Beauftragte

Viele Isländer sind davon überzeugt, dass auf ihrer Insel nicht nur Schafe, Ponys und Papageientaucher leben, sondern auch Elfen und Trolle. Manche Menschen stellen für sie auch kleine Häuser aus Stein auf. Zeitweise hatte das Land sogar eine extra Elfenbeauftragte. Die inzwischen verstorbene Autorin Erla Stefánsdóttir kannte fast alle Märchen des Landes und wusste auch ganz genau, wo die Elfen ihre Häuschen haben sollen. Vor dem Bau von neuen Straßen oder Häusern wurde sie deshalb um Rat gefragt. Schließlich sollen ja keine Elfenhäuser zerstört werden.

Kokosnuss-Aufpasser

Mit herunterfallenden Kokosnüssen ist nicht zu spaßen. In Luxushotels auf karibischen Inseln gibt es deshalb manchmal Kokosnuss-Wächter. Schon früh morgens, bevor die ersten Gäste am Strand auftauchen, klettern sie auf die hohen Palmen hinauf und pflücken die losen Nüsse ab. So kriegt niemand eine dicke Beule und die Urlauber können entspannt im Schatten dösen. Noch eine Kokosmilch?

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Quelle:
SZ vom 03.12.2022
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