Anruf bei...:Maria Chatzaki, Spinnenexpertin

Wie in Watte gepackt: Die Spinnen haben ein riesiges Netz gesponnen und damit sämtliche Sträucher, Bäume und Blumen überzogen. Sobald sich irgendwo ein Loch auftut, flicken sie es innerhalb kürzester Zeit. (Foto: Giannis Giannakopoulos/AP)

In Griechenland haben Spinnen einen über 300 Meter langen Küstenabschnitt mit ihren Netzen überzogen. Die Forscherin Maria Chatzaki sagt: Sie feiern eine Party.

Interview von Carolin Gißibl

SZ: Frau Chatzaki, Sie erforschen seit mehr als 20 Jahren Spinnen. Haben Sie Spinnennetze wie in Etoliko schon mal gesehen?

Maria Chatzaki: Es ist ein außergewöhnliches Phänomen, allerdings gab es das bereits 2002 in Etoliko. Auch damals lagen überall seidene Ei-Kokons herum, und auf dem Boden krabbelten Tausende Spinnen.

Das klingt wie im Gruselfilm. Wie ist so was überhaupt möglich?

Etoliko ist eine Lagunenstadt, die durch die hohe Luftfeuchtigkeit und den langen, heißen Sommer in diesem Jahr beste Bedingungen für Mücken geboten hat. Die haben sich rasant vermehrt - und damit hat eine Art Party für die Spinnen begonnen.

Weil es so viel zu Futtern gab?

Ja. Spinnen lesen keine Bücher - sie wollen eigentlich nur zwei Dinge: Sich satt futtern und vermehren. Die Paarung findet normalerweise im Frühsommer statt. Aber in diesem Jahr waren sie besonders aktiv und haben anscheinend sogar eine zweite Generation gezeugt.

Was sind das eigentlich für Spinnen?

Sie heißen "Eigentliche Streckerspinnen", weil sie bei Gefahr die vorderen und hinteren Beinpaare so strecken, dass sie wie Halme oder Zweige in der Umgebung aussehen. Sie werden bis zu zwei Zentimeter groß, leben gerne in der Nähe von Gewässern und können sogar über das Wasser spazieren. Giftig sind sie übrigens nicht.

© SZ vom 20.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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