Alkohol-Testkäufer:Jugendliche auf Streife

Sie trinken sich ins Koma oder werden Opfer sexuellen Missbrauchs. Die Polizei will Jugendliche vor Alkoholmissbrauch schützen - mit ungewöhnlichen Mitteln.

Junge Testkäufer sollen nun auch in Braunschweig dem Handel beim Verkauf von Alkohol auf die Finger schauen. "Der Alkoholmissbrauch unter Kindern und Jugendlichen hat drastisch zugenommen", sagte Polizeipräsident Harry Döring am Donnerstag.

Alkohol; ddp

Von 4628 kontrollierten Kindern und Jugendlichen in Braunschweig waren 2108 betrunken.

(Foto: Foto: ddp)

Noch vor Weihnachten sollen deshalb Fachoberschüler der Polizei und Auszubildende der Kommunen unterwegs sein und testen, ob ihnen ohne Vorlage des Ausweises harter Alkohol verkauft wird. "Wir wollen niemanden vorführen oder in eine Ecke stellen", betonte Döring.

Bei Verstößen sollen die betroffenen Händler zunächst aufgeklärt werden. Dasselbe gelte für Volljährige, die für jüngere Freunde Hochprozentiges erwerben.

Erschreckendes Ergebnis

Eine vergleichbare Aktion in Hannover hatte kürzlich ein erschreckende Ergebnis gebracht. Dort hatten acht Polizeischüler an zwei Tagen in Supermärkten, Kiosken und Tankstellen unter anderem Whiskey, Wodka und Rum erstanden. Von den 66 Testkäufen waren in der Landeshauptstadt nur 15 durch die Nachfrage nach dem Personalausweis verhindert worden.

In Braunschweig kontrollierte die Polizei seit April 4628 Kinder und Jugendliche, 2108 von ihnen waren betrunken, 73 waren noch nicht mal 14 Jahre alt. Betroffen seien alle Schichten und Nationalitäten, nur muslimische Jugendliche seien aus religiösen Gründe eine positive Ausnahme.

"Die Kontrollen sollen uns keine Einnahmen bringen, wir wollen Straftaten verhindern", stellte Döring klar. Alkohol mache nicht nur aggressiv, viele betrunkene Jugendliche würden zu Opfern.

"Sie werden ausgeraubt oder auch sexuell ausgenutzt", warnte Polizistin Ines Fricke. Häufig tauchten im Internet peinliche Fotos von betrunkenen Jugendlichen auf, die weitreichende Konsequenzen haben können.

Die Kontrollen seien nur ein Baustein in einer ganzen Reihe von Aktionen gegen Jugendalkoholismus. Die Polizei könne das Problem allerdings nicht allein lösen. "Wir verstehen uns als Motor", sagte Döring, der noch viele Kommunen, Vereine und andere Organisationen mit ins Boot holen möchte.

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