Süddeutsche Zeitung

Aktuell:Schmutzige Geschäfte

Ein Mann betritt ein Haus - und kehrt nie mehr zurück. Nun hat Saudi-Arabien zugegeben, dass der kritische Journalist Jamal Khashoggi dort getötet wurde. Und jetzt?

Von Georg Cadeggianini

In Saudi-Arabien herrscht eine sehr strenge Königsfamilie. Sie duldet keinerlei Kritik. Wer etwas gegen das Königshaus Saud sagt, muss damit rechnen, im Gefängnis zu landen. Einfach nur, weil man seine Meinung gesagt hat. Der Journalist Jamal Khashoggi hat oft seine Meinung gesagt. Und deswegen auch oft Probleme bekommen. Anfang Oktober hatte er einen Termin im saudischen Konsulat in Istanbul. Ein Konsulat ist die Vertretung eines Landes im Ausland. Khashoggi wollte dort Papiere für seine anstehende Hochzeit abholen. Er ging hin, kam aber nie wieder raus. Tagelang leugneten die saudischen Mitarbeiter, irgendetwas darüber zu wissen. Doch jetzt haben sie zugegeben, dass der Mann im Konsulat getötet wurde. Was genau passiert ist, wird gerade untersucht. Die Saudis sagen, der Journalist sei nach einem Streit mit den Mitarbeitern bei einem Faustkampf ums Leben gekommen. Türkische Behörden sagen, ein 15-köpfiges Spezialkommando sei extra aus Saudi-Arabien angereist, um ihn zu ermorden. Der Fall sorgt für viel Wirbel. Viele Länder sind zwar entsetzt über den Mord, wollen aber Saudi-Arabien nicht als Geschäftspartner verlieren. Auch deutsche Firmen verkaufen viele Dinge dorthin: Lastwagen und Medikamente, aber auch Panzer und U-Boote. Das steht jetzt zur Diskussion. Manche Kritiker sagen, man hätte schon viel früher darüber reden müssen. Seit Jahrzehnten wird in Saudi-Arabien nämlich gefoltert, und viele Menschen sterben im Krieg in Jemen - auch durch deutsche Waffen.

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Quelle:
SZ vom 27.10.2018
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