Aktuell:Rutschgefahr

Das Bergdorf, das gerade lieber nur Dorf wäre: Brienz im Kanton Graubünden. (Foto: REUTERS)

Im Kanton Graubünden in der Schweiz muss ein komplettes Dorf umziehen. Schuld daran sind keine Kohlebagger, sondern riesige Felsbrocken.

Von Isabel Pfaff

Brienz liegt eigentlich wunderschön: Man schaut in ein hübsches Tal, und obendrüber erheben sich Berge. Doch nun bedroht einer dieser Berge das ganze Dorf. Seit vielen Jahren schon brechen immer wieder Stücke davon ab und rollen auf Brienz zu. Jetzt könnte bald ein riesiges Stück vom Felsen herunterkommen und das Dorf beschädigen oder sogar unter sich begraben. Das wissen die Brienzer so genau, weil ein Team von Geologinnen und Geologen den Berg beobachtet. Mit einem Radar und anderen Messgeräten können sie sehen, wie schnell die Felsmassen sich bewegen. In letzter Zeit so rasant wie noch nie: Teile davon rutschen fast einen halben Meter pro Tag. Es könnte also ein großer Bergrutsch bevorstehen. Deshalb hat die Gemeindeverwaltung entschieden, dass alle Menschen und Tiere das Dorf verlassen müssen. Seit einer Woche sind die Häuser und Ställe nun leer. Die etwa 80 Dorfbewohnerinnen und -bewohner sind zu Freunden oder in Ferienwohnungen gezogen. Schulfrei haben die Kinder deshalb aber nicht, denn in Brienz gibt es schon länger keine Schule mehr. Die steht im Nachbarort Tiefencastel. Ob die Menschen zurückkehren können, weiß niemand. Das hängt allein vom Berg ab.

© SZ vom 20.05.2023 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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