Aktuell:Osterruhe

Sich zu entschuldigen, kostet Mut und Überwindung. Egal, ob man Kind oder Kanzlerin ist. Diese Woche hat Angela Merkel um Verzeihung gebeten. Wofür?

Von Nina Himmer

Es hätte ein Spezialshutdown werden sollen: fünf Tage, von Gründonnerstag bis Ostermontag, alles dicht. Keine Reisen, keine Feiern, keine Treffen, keine Arbeit. Dafür hatten Kanzlerin Angela Merkel und die Chefinnen und Chefs der Länder extra zwei neue Ruhetage ersonnen, nämlich Gründonnerstag und Karsamstag. Die waren zwar auch schon vor Corona Teil des Osterfests, aber eben keine Feiertage. Mit der langen Osterruhe wollte die Politik etwas gegen die steigenden Infektionszahlen mit dem Coronavirus tun. Doch die Beschlüsse stifteten Verwirrung: Ist ein Ruhetag gesetzlich das Gleiche wie ein Feiertag? Dürfen Supermärkte trotzdem öffnen? Muss man zur Arbeit gehen? Und wenn nicht, kriegt man dann trotzdem Lohn? Muss den die Firma oder der Staat zahlen? Es tauchten so viele Fragen auf, dass Angela Merkel die Osterruhe keine zwei Tage später wieder kippte. Sie sagte, die Idee sei ein Fehler gewesen, für den sie die Verantwortung übernehme und für den sie sich entschuldige. Da horchten alle auf, denn so was passiert nicht alle Tage. Sich zu entschuldigen ist nämlich sauschwer. Egal, ob es um einen politischen Fehler geht, man die Lieblingstasse der Schwester zerdeppert oder den Geburtstag des besten Freundes vergessen hat. Immer muss man zugeben, dass man Mist gebaut hat und damit Schwäche zeigen. Aber: Genau dazu gehört eben auch viel Stärke. Viele haben deshalb Respekt vor Merkels Entschuldigung. Wie genau das jetzt mit Ostern laufen soll, ist allerdings immer noch unklar.

© SZ vom 27.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: