Aktuell :Kipferlkunde

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Eine Geschmacksexplosion in alle vier Mundrichtungen: Vanillekipferl, gebogen, gebacken und noch ofenwarm in reichlich Zucker gewälzt.

(Foto: imago/Panthermedia / scerpica)

Neben dem richtigen Rezept ist es vor allem eine Sache, die sehr gute Vanillekipferl von guten unterscheidet: ihre Form. Bloß welche?

Von Georg Cadeggianini

Sie gelten als die Könige unter den Plätzchen: Von oben bis unten nach Vanille duftend, zuckerbestäubt oder -gewälzt (am besten beides), stets bereit, unter dem leichten Druck eines Gaumens nachzugeben und in einer Art Geschmacksexplosion in alle vier Mundrichtungen zu zerfallen. Es gibt in Wahrheit nur eine Sache, die besser schmeckt als ein Vanillekipferl: noch ein Vanillekipferl. Dabei ist die Sichel-Kipferl-Halbmond-Form entscheidend. Wie man die hinbekommt, ist von Backstube zu Backstube verschieden. Manche nehmen sich einfach einen haselnussgroßen Teigbrocken und arbeiten frei Hand, andere lassen sich den Teig von einer Gebäckkanone erst mal in Wurstform bringen. Andere schneiden die gekühlten Teigplatten in immer gleich große, genau elf Gramm schwere Würfel. Was dabei immer gleich bleibt: Keins sieht aus wie das andere. Vanillekipferl sind echte Handarbeit. Ein dicker Bauch in der Mitte, rechts und links gebogene Ärmchen, 55 Grad etwa. Wie ein Fingernagel, ein Smiley-Mund, ein Nike-Swoosh. Warum diese Form nun entscheidend ist, weiß niemand so genau. Gewöhnung, sagen manche. Wären wir mit Vanillekugeln aufgewachsen, wären es eben Kugeln. Aber dann hätten wir nicht die Ärmchen, die immer ein bisschen dunkler gebacken sind als der Bauch. Dann hätten wir nicht diese perfekte Form zwischen Zunge und Gaumen, Hufeisen des Glücks. Und vor allem: Nur so hat man immer einen guten Grund ("jetzt muss ich mal dieses schiefe da probieren"), noch eins zu essen.

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