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Aktuell :Kartenspiel

Rote und gelbe Karten werden im Fußball ständig verteilt. Bei einem Spiel in Portugal zückte die Schiedsrichterin aber plötzlich eine weiße Karte - zum ersten Mal.

Von Christoph Leischwitz

Achtung, Kalauer: Noch ist die weiße Karte ein ziemlich unbeschriebenes Blatt. Und so staunte einer der Ärzte nicht schlecht, als Schiedsrichterin Catarina Campos ihm plötzlich dieses Ding entgegenhielt, das aussah, als hätte sie es beim letzten Waschgang in der Tasche vergessen. Der Arzt guckte, als ob er sich fragte: Wofür habe ich jetzt eine Strafe bekommen? Dabei war die Karte nett gemeint: Eine weiße Karte ist nämlich ein Dankeschön für fairen Einsatz. Am vergangenen Wochenende wurde sie bei einem Frauen-Pokalspiel zwischen Sporting und Benfica Lissabon gezeigt, nachdem die Mediziner beider Teams einer Frau auf der Tribüne geholfen hatten, der es nicht gut ging. Tatsächlich gibt es im Sport mehr als Rot und Gelb: Im österreichischen Jugendfußball etwa wird bei Zeitstrafen eine blaue Karte gezeigt, im Handball und Hockey eine grüne. In Deutschland aber besteht keine Gefahr, dass die Schiris bald ein buntes Päckchen Karten mit sich rumtragen müssen. Die weiße gibt es bis auf Weiteres nur in Portugal und auch dort nur im Jugend- und Frauenbereich. Sie ist Teil eines Programms des Instituts für Jugend und Sport, das Fairness auf dem Platz fördern soll. Das ist eine gute Idee, auch wenn die weiße Karte für den weiteren Spielverlauf keine Bedeutung hat: So wissen die Zuschauer im Stadion, dass jemand besonders fair war - das kommt ja gar nicht so oft vor und wird sonst schnell übersehen. Vielleicht hilft das, den Sport generell fairer zu machen?

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Quelle:
SZ vom 28.01.2023
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