Süddeutsche Zeitung

Aktuell:Fanprotest

Nicht viel mehr als zwei Adventskalender lang bis zur Fußball-Weltmeisterschaft! Richtige Vorfreude will aber irgendwie nicht aufkommen.

Von Georg Cadeggianini

Es war knapp: Mit einem Vorsprung von nur knapp zwei Prozent der gültigen Stimmen entschied Luiz Inácio Lula da Silva am Sonntag die Wahl in Brasilien für sich. Damit ist der bisherige Präsident Jair Bolsonaro sein Amt los. Doch der ging am Wahlabend einfach ins Bett. Auch am nächsten Tag: Funkstille. Das ist sehr ungewöhnlich. Es gehört zu den politischen Spielregeln einer Demokratie, dass Politiker Wahlsiege anerkennen: Das Volk entscheidet nun mal. In Brasilien aber ist das Volk sehr gespalten, wie das knappe Ergebnis zeigt. Und Bolsonaro hatte schon vor der Wahl angekündigt, dass er sich für den Sieger hält. Fast zwei Tage lang hielt deshalb das ganze Land den Atem an: Warum sagt er nichts? Drohen nun Unruhen, Chaos, gar Bürgerkrieg? Anhänger des ehemaligen Präsidenten errichteten aus Protest Straßenblockaden. Am Dienstag endlich meldete sich Bolsonaro zu Wort. Er dankte seinen Wählern und sagte, dass er die Verfassung respektieren wolle. Kein Wort der Gratulation. Immerhin sein Stellvertreter erklärte danach, dass man das Ergebnis anerkennen wolle. Etwas später forderte Bolsonaro seine Anhänger auf, die Straßensperren zu räumen. Ist er am Ende doch noch ein guter Verlierer? Das war knapp.

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Quelle:
SZ vom 24.09.2022
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