Süddeutsche Zeitung

Aktuell:Entwaffnend

Wie es der Staatschefin gelingt, ihr Land nach dem schlimmsten Terroranschlag in der Geschichte Neuseelands zu trösten und zu vereinen.

Von Nina Himmer

Niemals wird sie seinen Namen aussprechen. Das hat Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern versprochen. Der Mann, der vergangene Woche 50 Menschen erschossen und viele weitere verletzt hat, soll auf keinen Fall das bekommen, was er wollte: Aufmerksamkeit. Die richtet die Regierungschefin lieber auf die Angehörigen der Opfer - und darauf, dafür zu sorgen, dass so ein Terroranschlag nie wieder passiert.

Kaum eine Woche nach dem Angriff hat sie die Waffengesetze verschärft. Die Waffen, die der Täter benutzt hat, sind nun verboten. Und viele andere auch. Kein anderes Land hat bisher so schnell und entschlossen auf Waffengewalt reagiert. Das ist die starke Seite der Jacinda Ardern.

Vielleicht noch wichtiger ist ihre sanfte: Ohne viel Presserummel ist sie nach dem Attentat zu den Angehörigen gereist und hat ihnen Trost gespendet. Dabei hat sie ein Kopftuch getragen, aus Respekt für die überwiegend muslimischen Opfer, die beim Beten in der Moschee angegriffen wurden. Eine große Geste in Zeiten, in denen viele Menschen gegen Muslime hetzen. Die Botschaft der Premierministerin ist eine andere: Wir gehören zusammen und halten zusammen - und in unserem Land ist kein Platz für Fremdenhass.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4377168
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 23.03.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.