Aktuell :Brexit

Im Vereinigten Königreich haben derzeit viele Tankstellen kein Benzin. Der Grund ist ein Mangel an Lastwagenfahrern. (Foto: Jon Super/dpa)

Leere Regale im Supermarkt, verrottetes Gemüse auf den Feldern, lange Autoschlangen vor den Tankstellen. Gerade läuft eine Menge schief in Großbritannien. Was das mit dem Brexit zu tun hat.

Von Nina Himmer

Großbritannien hat gerade viele Problemprobleme. Das ist kein Schreibfehler, sondern soll heißen: Probleme, die weitere Probleme verursachen. Im Land fehlen zum Beispiel rund 100 000 Lastwagenfahrer. Aber wo keine Fahrer sind, fahren auch keine Lkw. Und wo keine Lkw sind, werden viele Waren nicht ausgeliefert. Deshalb klaffen gerade immer wieder Lücken in den Supermarktregalen und die Tankstellen bekommen nicht genug Kraftstoffnachschub. Ein Grund für den Mangel an Fahrern ist, dass seit dem Brexit viele Arbeiter aus dem Ausland das Land verlassen haben und auch kaum noch neue nachkommen. Seit Großbritannien aus der Europäischen Union ausgetreten ist, gelten dort nämlich strengere Regeln. Zum Beispiel können nicht mehr alle EU-Bürgerinnen und Bürger einfach so in Großbritannien arbeiten. Wer neu ins Land kommt, muss sich teure Visa besorgen - es gibt also mehr Papierkram als früher zu erledigen, und es ist teurer geworden. Das ist nicht nur den Lastwagenfahrern zu doof, sondern auch vielen Erntehelfern, Metzgern, Köchinnen, Schweißern, Krankenschwestern, Putzkräften und anderen Arbeiterinnen und Arbeitern. Die britische Regierung will nun gegensteuern: Das Militär soll aushelfen, bis zu 5000 ausländische Fahrer sollen per Ausnahmeregelung ins Land gelassen werden. Fraglich ist aber, ob sich überhaupt so viele finden. Denn die Aussicht, das Land nach wenigen Monaten wieder verlassen zu müssen, ist nicht besonders verlockend.

© SZ vom 02.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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