Aktuell:Auf keinen Fall darf der Kopf abreißen

Diese Woche hat die DIN-Norm ihren 101. Geburtstag. Was das ist? Text lesen! Auf jeden Fall: Happy Birthday.

Von Axel Reimann

Die Schulhefte haben eine. Das Fußballtor auch. Die Wasserrutsche. Das Kuscheltier. Das Fahrradlicht. Schrauben und Dübel, Zahnbürsten und Ziegelsteine. Und bald auch der Trampolinpark - der hat bisher nämlich noch keine. Aber das ändert sich jetzt. Denn eigentlich gibt es fast für alles eine Norm, also eine Vorgabe, wie etwas zu sein hat. Selbst für die Normen gibt es eine Norm - die heißt DIN 820. "DIN" steht für "Deutsches Institut für Normung". Das ist ein Verein, der sich in Deutschland um das Festlegen von Normen kümmert. Hier stimmen Experten darüber ab, welche Standards oder Regeln oder Merkmale bei Produkten oder Dienstleistungen eingehalten werden müssen. Zum Beispiel gibt es eine extra Turngeräte-Norm. Ob ein 30 Kilogramm schweres Kind über den Schwebebalken turnt oder ein 100 Kilogramm schwerer Erwachsener, das macht einen großen Unterschied - auch für den Schwebebalken. Die DIN EN 913 legt fest: Turngeräte für Erwachsene sollen auf 94 Kilogramm ausgelegt werden, bei Kinder bis 14 Jahren reichen 70 Kilogramm.

Inzwischen gibt es über 34 000 DIN-Normen, jedes Jahr kommen ein paar Hundert neue hinzu. Nicht nur vom DIN, sondern auch von europäischen und internationalen Expertengruppen. Grundsätzlich kann jeder selbst entscheiden, ob er sich an die Normen hält oder nicht, denn sie sind keine Gesetze. Aber weil sie das Leben einfacher und sicherer machen, halten sich fast alle daran, Hersteller von Fußballtoren genauso wie die von Schulheften. Bis eine Norm fertig ist, können schon mal einige Jahre vergehen, denn die Experten müssen viele Details klären. Wie groß zum Beispiel muss in Trampolinparks der Abstand zu Wänden oder Pfeilern sein? Was soll alles auf die Hinweisschilder? Darf man auch mit Brille hüpfen? Darüber diskutieren seit September die Experten in der Arbeitsgruppe NA 112-07-10 AA "Trampolinparks". Wer übrigens denkt, dass irgendwo noch eine Norm fehlt, zum Beispiel für Kugelgrößenverhältnis beim Schneemann, die richtigen Lippenbewegungen im TikTok-Clip oder für den guten Umgang mit Eltern beim Fortnite-Spielen, der kann einen Normungsantrag beim DIN stellen. Die Norm sollte aber "dem Nutzen der Allgemeinheit" (DIN 820!) dienen.

Normen für Kuscheltiere

Sitting 1960s cotton plush teddy bear, side view; Kinderzeitung_DIN
(Foto: Dorling Kindersley/Getty; SZ-Grafik)

Kugelsicher

Kuscheltier-Augen dürfen auf keinen Fall abfallen. Man muss mit einer Kraft von 90 Newton an ihnen reißen dürfen - das ist etwa so, als ob man an jedes Auge neun Kilogramm hängt. Ungefähr so viel wiegt ein Dackel.

Brüllerei

Die Kuh muht, das Schaf macht mäh, der Bär brüllt: Manche Kuscheltiere können Geräusche machen. Das dürfen sie. Allerdings nicht lauter als 80 Dezibel. Das ist so laut wie Telefonklingeln.

Höhentest

Tester lassen Kuscheltiere aus 85 cm Höhe fallen - nur wenn dabei nichts kaputt geht, ist der Teddy sicher.

Feuerfest

Selbst wenn ein Bär an eine Flamme rangehalten wird, darf das Fell nicht selbständig weiterbrennen.

Tresorraum

Wenn der Teddy eine Batterie enthält, muss die gut verstaut sein. Ohne Werkzeug soll man nicht an sie rankommen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: