Aktion gegen Komasaufen:Halbnackte Mädchen auf Bierdeckeln

Nicht nur Warnhinweise auf Alkoholflaschen sollen den Konsum drosseln. Jetzt warnt auch die Polizei mit drastischen Fotos.

Charlotte Frank

Unter dem Motto "Don't drink too much - Stay gold" hat die Polizei am Freitag in Berlin eine bundesweite Kampagne gegen exzessiven Alkoholkonsum und Gewalt gestartet.

Komasaufen

Warnungen der neuen Art: Das dicke Ende kündigt sich bereits auf dem Bierdeckel an.

(Foto: Foto: oh)

Mit Bierdeckeln, Plakaten und Aktionsspots, die verstärkt im Internet gezeigt werden, sollen Jugendlichen die Gefahren des sogenannten "Komasaufens" demonstriert werden. "Es geht nicht um den erhobenen Zeigefinger und um absolute Abstinenz", sagte Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) bei der Präsentation, "sondern darum, dass Jugendliche risikoarm und maßvoll trinken".

Um das zu erreichen, setzt die Initiative auf Abschreckung: Das Kampagnenmaterial zeigt drastische Vorher-Nachher-Fotografien Jugendlicher, die sich im Vollrausch verletzt oder übergeben haben. "Dem einen oder anderen Erwachsenen ist diese Art der Botschaft vielleicht zu hart, aber so eine klare, realistische Darstellung wird von Jugendlichen angenommen", lobte Sabine Bätzing (CDU), die Drogenbeauftragte der Bundesregierung und Schirmherrin der Kampagne. Tests der Universitäten Münster und München hätten dies bewiesen.

Alarmierende Entwicklung

Um ihre Akzeptanz in der Zielgruppe zu erhöhen, kooperieren die Stay-Gold-Initiatoren außerdem gezielt mit Internetportalen für Jugendliche und mit prominenten Sportlern.

Den Beschluss, eine eigene Kampagne gegen Alkoholmissbrauch zu starten, hatten die Innenminister der Länder auf ihrer Tagung im vergangenen Herbst gefällt, nachdem die Polizei eine "alarmierende Entwicklung" bei unter Alkoholeinfluss begangenen Gewalttaten verzeichnet hatte: Fast jedes dritte Gewaltdelikt in Deutschland wird von Betrunkenen begangen, der Großteil der fremdenfeindlichen Übergriffe sowie 60 Prozent der Widerstandshandlungen gegen die Polizei geschehen unter Alkoholeinfluss.

Aggression und Vollrausch sind dabei schon lange nicht mehr den Jungen vorbehalten. "Wir beobachten eine besorgniserregende Zunahme bei Mädchen", sagte Jörg Schönbohm. "Alkohol wird immer mehr Teil der jugendlichen Freizeitkultur".

Tatsächlich werden in Deutschland immer mehr Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 19 Jahren aufgrund von Alkoholmissbrauch stationär im Krankenhaus behandelt: Waren es im Jahr 2000 noch 9500 Betroffene, zählte man im 2006 schon 19.500 Fälle.

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