Es müssen ja nicht gleich 50000 Perlen sein, wie Kim Kardashian sie kürzlich zur Met Gala trug. Es reichen schon ein paar der richtigen. Und vielleicht ein etwas anderer Kontext als die übliche Halskette und Ohrringe der "Elbletten". Der derzeit aufregendste Perlenschmuck kommt von Pearl Octopuss.y, dem Label der Osloer Designerin Cathrine Boerter, die es laut, exzentrisch und groß liebt. Anders formuliert: Man sollte darauf vorbereitet sein, mit diesen Entwürfen sofort im Mittelpunkt zu stehen und mitunter sogar angefasst zu werden; nur der Schmuck versteht sich. Der funkelt und schimmert nämlich unwiderstehlich. Die Formen erinnern an Muscheln, Schneckenhäuser oder kunstvoll ineinander verschlungene Würmer, im Mittelpunkt stehen oft - wie der Name schon sagt - große Perlen. Alles wird in Handarbeit in Oslo hergestellt. Neben Ohrringen, Colliers und Schlüsselketten (aktuell vor allem bei jungen Männern beliebt) gibt es übrigens auch die abgebildeten "Brustbroschen". Eher nichts für den Hausgebrauch, aber sicher schon im Feriengepäck des ein oder anderen Influencers (pearloctopussy.com).
Akris Entwurf, inspiriert von Reinhard Voigts Arbeit "Drei Teile".
(Foto: Akris)Den Hype, die kalkulierte Provokation, das grelle It-Ding wird man in der einhundertjährigen Firmengeschichte nicht finden, und genau deshalb ist es so gut, dass sich diese Firma weiterhin bester Gesundheit erfreut - und sich nach wie vor in Familienhand befindet: Akris, das Modeunternehmen aus St. Gallen, stieg nie dem schnellen Trend hinterher, viel lieber stand man für Handwerk, Qualität und eine Zeitlosigkeit, die heute mehr denn je up-to-date ist. Der Name leitet sich von dem der Gründerin ab: Alice Kriemler-Schoch fing 1922 mit bestickten Schürzen an. Ihre Enkel Albert Kriemler (für das Design) und Peter Kriemler (für das Geschäftliche) haben inzwischen einen festen Platz im Kalender der Paris Fashion Week und kleiden Politikerinnen, Geschäftsfrauen sowie die Fürstin von Monaco ein.
Ein Aushängeschild des Hauses sind weiterhin die Stoffe, die kostbaren Doublefaces, Rosshaar-Arbeiten und präzisen Stickereien, doch seine Triebkraft bezieht das Label aus wechselnden Kooperationen mit Künstlern. Schon immer zog es Albert Kriemler zu den anderen gestaltenden Künsten, mit vielen Kreativen hat er eng zusammengearbeitet - darunter etwa der Fotograf Thomas Ruff, der Architekt Sou Fujimoto oder der Pixel-Maler Reinhard Voigt (siehe Foto). Das Besondere ist, dass die Werke nicht einfach eins zu eins auf Stoff übertragen werden, sondern sich in etwas Neues verwandeln, wenn Kriemler sich ihrer annimmt für den Laufsteg. Einen ausführlichen Einblick in sein Schaffen bietet nun eine Ausstellung in Zürich - nach der 100-Jahr-Show in Paris und einem Jubiläumsbildband der dritte und letzte Teil der Geburtstagsfeierlichkeiten: "Akris. Mode. selbverständlich" bringt im Museum für Gestaltung 100 ausgewählte Looks mit den ideengebende Originalen zusammen. Selbstverständlich sehenswert. (Bis zum 24. September, museum-gestaltung.ch)
Neuer Schwung auf alten Tellern: einige der Upcycling-Designs von Hella Jongerius.
(Foto: Nymphenburg Porzellan)"Als ich von der Idee hörte, war ich sofort begeistert und wusste: Das will ich machen!" Der renommierten Designerin und Farbspezialistin Hella Jongerius ist die Freude über ihr neues Projekt mit dem Porzellanhersteller Nymphenburg beim Besuch in München immer noch anzumerken. Es ist aber auch wirkliche eine gute Idee, die die Traditionsmanufaktur zusammen mit Jongerius entwickelt hat: Alte Porzellanstücke, die mit ihrem Dekor vielleicht nicht mehr dem Geschmack der Besitzer entsprechen, die ungeliebte Erbstücke oder sonst wie belastet sind, bekommen damit eine zweite Chance. Unter dem Namen "Generation T" bietet Nymphenburg ab jetzt an, diese alten Teller, Tassen und Schalen mit einem frischen Dekor zu verjüngen. Entwickelt wurden von Hella Jongerius für dieses Upcycling Deluxe eine ganze Reihe von frischen Dekorvarianten- eine Serie mit zeitgemäßen floralen Designs etwa und realistischen Blüten und eine mit abstrakten Farbverläufen und Klecksen, die aus jedem ollen Blümchenmuster ein avantgardistisches Stück Porzellan machen.
Die Idee ist genial, denn sie bringt alte Stücke aus dem Dachboden wieder auf den Tisch und macht den immerwährenden Wert des handgefertigten Porzellans deutlich - die Sachen sind einfach zu schade, als dass sie nur wegen eines altmodischen Dekors nicht mehr genutzt würden. Der Aufwand für das neue Porzellankleid ist beträchtlich: Kunden können ihre Alt-Geschirr bei Nymphenburg einliefern und die gewünschten neuen Dekore aussuchen, dann werden die Teller von Hand bemalt und nochmal neu gebrannt und glasiert. Ab 60 Euro soll dieser Vorgang pro Teller kosten, komplexere Stücke auch deutlich mehr. Dafür erhält man lauter frisch signierte und individuelle Einzelstücke, denn Jongerius hat den Porzellanmalern in der Manufaktur bei ihren Vorlagen bewusst auch noch Freiraum gelassen. Und auch die alten Muster dürfen hier und da noch durchspitzen, schließlich will man die Geschichte ja nicht ganz ungesehen machen. Bedingungen für den erfolgreichen Remix - aus technischen Gründen kann nur Nymphenburg Porzellan bearbeitet werden, Teller mit Goldrand scheiden aus und auch ein Sprung darf nicht drin sein, sonst bricht das Porzellan beim abermaligen Erhitzen.
Damals im Palast: die neue Duftkerzen-Serie "Tuileries" von Cire Trudon.
(Foto: Hersteller)380 Jahre sind kein rundes Jubiläum, aber wenn der Rückblick auf die Unternehmensgeschichte über Jahrhunderte reicht, ist das allein schon etwas Besonderes. Cire Trudon ist als älteste Wachsmanufaktur der Welt bekannt für parfümierte Kerzen in handgefertigten Glasgefäßen, die ihren Duft nach Hyazinthen oder Sattelleder schon verströmten, als noch nicht jede halbwegs ambitionierte Marke eigene "scented candles" auf den Markt warf. Samt Goldetikett auf jedem Exemplar mit dem geprägten Spruch "Deo regique laborant" ("Sie arbeiten für Gott und den König"), was sich auf die Bienen bezieht, deren Wachs die Grundzutat bei der Herstellung in der Normandie ist. Das Jahr 1643 als Beginn der Firmenhistorie: Kein Wunder, dass auch eine Ludwig-XIV-Büste mit Docht zum Anzünden in der wallenden Perücke zum Sortiment gehört oder eine Kerze mit goldenem Napoleon-Medaillon - wer minimalistisches Einrichten bevorzugt, kauft das Raumparfum anderswo. Auch die neue Serie Tuileries nimmt Bezug auf eine Figur aus der Vergangenheit, Marie Antoinette und ihre Vorliebe für Rosen. Was andererseits auf geschickte Weise zeitgeistig ist, denn die Begeisterung für Geschichts-Serien dauert an. Gerade startete auf Netflix mit großem Kanonendonner "Queen Charlotte". Und die Neuigkeit aus Versailles lautet: Eine neue Staffel von "Marie Antoinette" ist in Vorbereitung.