Homo-Ehe:Grüne wollen Abstammungsrecht ändern

Adoption: Neue Familie für ein Kind

Ein Kind, zwei Elternteile: Was selbstverständlich klingt, ist bei gleichgeschlechtlichen Paaren kompliziert.

(Foto: picture alliance / Jens Kalaene/)
  • Anders als bei Geburten in einer heterosexuellen Ehe gelten die Partnerinnen in einer lesbischen Beziehung nicht automatisch als zweiter Elternteil eines Kindes.
  • Stattdessen müssen die Frauen die Kinder der Mutter adoptieren.
  • Die Grünen kritisieren diese Praxis als diskriminierend und wollen nun nacharbeiten.

Von Ulrike Heidenreich

Als der Bundestag vor knapp einem Jahr die Ehe für alle beschlossen hatte, war der Jubel groß. Lesbische und schwule Paare haben nun seit Oktober 2017 per Gesetz die gleichen Rechte wie heterosexuelle Paare - allerdings nur, was das Eherecht betrifft. Das Abstammungsrecht aber ist noch nicht angeglichen. Die Bundestagsfraktion der Grünen will nun nacharbeiten: Denn Mutter eines Kindes ist weiterhin nur die Frau, die das Kind geboren hat, nicht aber ihre lesbische Ehepartnerin.

"Die aktuelle Rechtslage diskriminiert Kinder, die in gleichgeschlechtliche Ehen oder Partnerschaften hineingeboren werden. Ihnen fehlt die Rechtssicherheit auf einen zweiten Elternteil und zwar von Geburt an", begründet die Grünen-Abgeordnete Ulle Schauws den Gesetzentwurf, den ihre Fraktion an diesem Mittwoch einbringen will. Bei heterosexuellen Ehen ist es nämlich so, dass der Ehemann automatisch der zweite rechtliche Elternteil des neugeborenen Kindes ist - unabhängig davon, ob er tatsächlich der biologische Vater ist oder nicht. Diese Abstammungsregel wurde jedoch noch nicht um die Ehefrau der Mutter in einer lesbischen Partnerschaft erweitert.

Für diese gibt es nur die Möglichkeit, auf dem Weg der Stiefkindadoption als rechtlicher Elternteil eingetragen zu werden. Für Schauws ein klarer Verstoß gegen das Gleichbehandlungsgebot im Grundgesetz. "95 Prozent der Regenbogenfamilien bestehen aus zwei lesbischen Frauen als Müttern. Jede Frau in einer gleichgeschlechtlichen Ehe sollte durch die Geburt eines Kindes automatisch Mutter werden, so wie jeder Ehemann automatisch Vater wird", sagt die Grünen-Politikerin. Das Verfahren der Stiefkindadoption sei steinig und umständlich.

94 000 gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften weist der Mikrozensus für das Jahr 2015 aus. Die Zahl der Kinder, die in Deutschland in Regenbogenfamilien aufwachsen, steigt beständig. Früher stammte die Mehrheit von ihnen aus vorangegangenen heterosexuellen Beziehungen der lesbischen Mütter oder schwulen Väter. Inzwischen nehmen viele gleichgeschlechtliche Paare auch Pflegekinder auf. Zudem hat ihnen der Beschluss zur Ehe auch das gemeinschaftliche Adoptionsrecht eröffnet.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: