Abenteuer:Mückes Sommer

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In Teil 1 waren Mücke und sein Vater in einen komischen Urlaub gestolpert: Zu Fuß, mit Zelt, die Isar flußaufwärts, in der Hand nicht mehr als eine angekokelte Schatzkarte von Theo. Der schickt komische Nachrichten. Teil 2 unserer Sommerrätselgeschichte.

Von Georg Cadeggianini und Alex Rühle

Illustration: Eric Reh (Foto: N/A)

Unser Zelt schlugen wir in Baierbrunn auf der Wiese neben dem Friedhof auf. Ungefähr hier war auch das erste Kreuz auf Theos Karte. Ich fand das spannend. Papa sagte, "auf so blöde Ideen kann auch nur der Theo kommen". Ausgeflippt ist er aber erst, als wir den ersten Zettel fanden. Er war bei den Heringen im Zeltsack versteckt. Da stand "SARG". Ich bin sofort auf den Friedhof. Und da waren zwar sehr viele Gräber und Grabsteine und Kreuze, aber einen Sarg hab ich nirgends gefunden. Es war mucksmäuschenstill, nur von der Bundesstraße wehten ab und zu Autogeräusche herüber, und aus dem Zelt hörte ich, wie Papa mit seinem Bruder schimpfte, was das denn für ein Spiel sei, bei dem er kleine Kinder auf den Friedhof schickt. Ich fand's aber schön da. Die Toten in Baierbrunn haben es gut, weil sie im Grünen liegen, unter riesigen Bäumen.

Am nächsten Morgen sind wir weiter unten an der Isar lang. Nebel waberte übers Wasser. Schattig war es. Wo die Sonne durch die Bäume brach, malte sie helle Flecken auf den Weg. Wie gebatikt, dachte ich. Ob ich Pizza haben wolle, fragte Papa plötzlich. Pizza? Hier? "Klar hier", hat Papa gesagt. Und dann hat er mir gezeigt, wie man an so einem Ufer einen Pizzaofen baut: Auf einem großen, glatten Stein formte er aus Lehm eine Art Iglu. Damit es besser hält, hat er Steine in die Igluwand eingebaut, sie von innen mit ein paar Stöcken abgestützt. "Das ist dann halt gleich das erste Feuer." Vorne ein kleiner Eingang mit Tunnelstück, wie beim Iglu eben. Ich hab Feuer gemacht, er ist nach Icking hoch, Mehl holen, Hefe, Tomaten, Mozzarella. Dazu hat er einfach Isarwasser gemischt, bisschen Salz. Und während die Minipizza im Ofen knisterte und kokelte, habe ich zwei Kormorane gesehen. Papa hat gleich erzählt, dass sie eigene Schlafbäume haben und wie Pinguine tauchen, auch zehn Meter tief, und Fische jagen, die genauso groß sind wie sie. Und als die beiden davon glitten, eine Handbreit über dem Wasser, elegant, ohne dass man irgendwas verbessern könnte, dachte ich mir: Fliegen, das wär's, woanders Daheimsein. Handypiepsen. Wieder eine Nachricht von Theo. "Nie Solo sein!" stand da. Hä? Als ich aufblickte, nach den zwei Kormoranen schaute, entdeckte ich eine Flasche, verkorkt, die in der Isar schaukelte, am Ufer, da wo die Strömung schon fast in die andere Richtung dreht. Ich habe mich gleich umgeschaut, ob Theo irgendwo ist. Das konnte ja wohl alles kein Zufall sein. Aber nichts. In der Flasche fand ich zwei Blatt Papier, eng gerollt, Buchstabenturnereien. "Wirrwarrquatsch", meinte Papa. Ich mag sie. Aber was sollen sie bedeuten?

Illustration: Malwine Stauss (Foto: N/A)

Am Nachmittag kamen wir am Kloster Schäftlarn vorbei, da hatte Theo das zweite Kreuz auf die Karte gemalt. Als wir direkt davorstanden, waren wir ziemlich baff: In die Wiese vor der Pforte hatte jemand Zeichen gemäht. Ein "T" vor den kreisrunden Springbrunnen, dahinter ein "R" - mit einem Rasenmäher. Ich musste erst ein bisschen überlegen, dann bin ich über den Zaun vom Internat geklettert und hab auf dem Sportplatz gesucht. Papa stand nur kopfschüttelnd daneben. Ich habe den ganzen Platz abgesucht, und ja: T - runder Springbrunnen - R, beide Tore auch. Aber nichts, wieder nichts. Bei einer Schatzsuche will man doch irgendwann mal was finden, oder?

© SZ vom 04.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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