Abenteuer Arktis (18):In Pol-Position

Erkältung und Erfrierungen, aber endlich da und glücklich über alle Maßen. Unsere Reporterin stand am Nordpol - und ist sofort wieder weggedriftet.

Birgit Lutz-Temsch, Nordpol

Sonntag, 12.30 Uhr: Wir sind da! Am Nordpol. Das letzte Stück auf dem Weg zum Pol habe ich euphorisch, ja enthusiastisch zurückgelegt. Das hier ist eine ganz andere Nummer zu Fuß, als mit dem Schiff oder mit dem Hubschrauber.

Abenteuer Arktis (18): sueddeutsche.de am Nordpol

sueddeutsche.de am Nordpol

(Foto: Foto: privat)

Es ist viel intensiver und vielleicht kann man es mit der Ersteigung eines Berges vergleichen. Die Anstrengungen, die Mühen, bis man endlich am Ziel ist. Und dort am Gipfel endlich die Freiheit spüren kann, die ganz andere Luft schnuppert und einen wahnsinnigen Blick genießt. Und hier am Pol: Immer dieses unglaubliche Licht, wie goldenes Abendlicht - und natürlich noch immer diese irre Kälte.

Ich habe mittlerweile eine kleine Erfrierung an der Nase, andere an den Wangen. Aber wir sind glücklich. So glücklich, dass wir erst um den Pol getanzt sind und dann gemeinsam Wodka getrunken haben. Schließlich haben wir übermütig unsere Leuchtraketen verschossen, die wir eigentlich zur Abwehr von Eisbären dabei hatten. Doch die haben wir (glücklicherweise) nicht getroffen.

Jetzt wäre ich gerne noch länger unterwegs. Gerne auch noch drei Wochen. Doch nun haben wir uns erstmal Zelt und Ofen aufgebaut, damit wir noch ein wenig Schutz vor der Kälte haben und uns aufwärmen können. Es bleiben noch eineinhalb Stunden Warten auf den Hubschrauber, der sich rund 170 Kilomter weit entfernt befindet. Er wird uns erst zurück ins Basiscamp zurückbringen und dann am Abend wieder nach Longyearbyen.

Den Pol muss man sich als weiße Fläche vorstellen, hier steht kein Denkmal; in dem Moment, wo wir ihn erreicht haben, sind wir schon wieder weggedriftet. Jetzt ist der Pol also schon wieder ganz woanders. An diesem Punkt, an dem wir uns nun befinden, war vorher noch niemand - und wird nach uns auch niemand mehr sein. Schließlich haben die Russen ihre Stahlflagge ja auch in den Meeresboden gerammt, und nicht irgendwo auf das Eis gepflanzt.

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