Abenteuer Arktis:Das Projekt

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sueddeutsche.de schickt eine Reporterin ins Eis. Wohin genau, warum und wie lang - alle Infos.

Birgit Lutz-Temsch

Als sich die Russen nach dem Kalten Krieg immer mehr aus der arktischen Forschung zurückzogen und keine Stationen mehr im Drifteis aufbauten, machten sich ein paar ehemalige Wissenschaftler das Wissen um den Aufbau solcher Stationen zunutze: Einmal im Jahr, wenn es gerade schon wieder hell aber noch kalt genug ist, wird um den 89. Breitengrad die Station Barneo aufgebaut.

Von dort können Touristen zu Touren ins Eis starten - von einigen Tagen bis hin zu mehreren Wochen, mit dem Ziel: Nordpol. Neben den Touristen sind immer auch Wissenschaftler in der Station. Die allerdings zahlen nach Aussagen der Agentur Vicaar, die die Station aufbaut und organisiert, für ihren Aufenthalt wesentlich weniger als die Touristen.

Die Tour

Der Weg führt über Oslo nach Longyearbyen auf Spitzbergen. Von dort geht es mit einer russischen Antonov zur Station. Dort findet am 27. Januar der nördlichste Marathon der Welt statt. In den ersten April-Tagen nimmt die Autorin außerdem an einer viertägigen Skitour zum Nordpol teil.

Die Bedingungen

Die Temperaturen in der Arktis bewegen sich in dieser Jahreszeit zwischen -25 und -35 Grad. Die Winde über dem Polarmeer sind meist relativ schwach und liegen in der Regel bei 14-18 Kilometern pro Stunde. Am windigsten ist es im April und Mai, wo auch mal etwas mehr als 50 Stundenkilometer erreicht werden. Es ist sehr trocken - die jährliche Niederschlagsmenge liegt bei 150 -250 Millimetern. Zum Vergleich: In München sind es knapp 1000.

Mitmenschen sagen gern: "Naja, das geht ja nur geradeaus, so über das flache Meer". Aber ein gefrorenes Meer ist alles andere als flach. Es lässt sich schwerlich mit einem vereisten See vergleichen. Das Meer bleibt in Bewegung, auch wenn es an der Oberfläche friert. Die großen Meeresströmungen lassen die meterdicke Eisschicht bersten, gewaltige Kräfte schieben die Schollen an den Bruchstellen übereinander, türmen sie zu Eisbrüchen von mehreren Metern auf.

Es gibt Arktis-Durchquerer, die von 30 Meter hohen Eispressungen sprechen. Andere sagen, das sei unrealistisch. Auf anderthalb Kilometern Strecke muss man etwa vier solcher Eispressungen überwinden. Das bedeutet: Der etwa 30 Kilo schwere Schlitten und die Skier müssen über die Eistürme gezerrt werden, auf die nächste Scholle. Erst dann geht es weiter.

Manchmal driften die Schollen auch auseinander. Dann enstehen breite Wasserrinnen oder eisfreie Felder, die man umgehen muss. Alles in allem ist das Polarmeer ein ungemein schwieriges Gelände.

Zudem ist der Untergrund immer in Bewegung: Mit etwa sechs Kilometern pro Stunde driften die Schollen über das Meer. Man muss also als erstes wissen, in welche Richtung sich die Scholle bewegt, auf der man gerade geht. Diese Driftbewegung muss man einberechnen, um am Ende wirklich dort rauszukommen, wo man hinwill.

Der Expeditionsleiter

Der Russe Victor Boyarsky hat sein ganzes Leben im arktischen Eis verbracht, zwanzig Jahre lang als Wissenschaftler am Arctic and Antarctic Research Center in Sankt Petersburg gearbeitet und mehrmals auf Forschungsstationen überwintert. Dann durchquerte er mit internationalen Expeditionsteams sowohl Arktis als auch Antarktis.

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