65 Jahre Wolfgang Joop:Das ewige preußische Wunderkind

Mode, Kunst, Bücher: Wolfgang Joop hat immer genau das gemacht, was er wollte. An diesem Mittwoch wird der Designer 65 Jahre alt.

Ulrike Bretz und Violetta Simon

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Wolfgang Joop ist nun 65. Wie ein Rentner sieht der "Wunderkind"-Designer nicht aus. Böse Zungen behaupten ja gern, er ähnle eher einer alternden Geisha. Laut New York Times ist Joop ein durch und durch "preußischer Designer" - er selbst sagt von sich, er sei Kosmopolit.

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Zum 65. Geburtstag des Designers ist die Autobiographie "Wunderkind. 14467 Potsdam" im Verlag Collection Rolf Heyne erschienen, herausgegeben von Inga Griese und Edwin Lemberg. Die folgenden drei Fotografien stammen aus dem Band.

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Lange Zeit war der Modedesigner ein Heimatloser zwischen den Welten beiderseits der Mauer: Geboren am 18. November 1944, hatte er zunächst eine wunderbare Kindheit in Potsdam, wo er in königlicher Umgebung aufwuchs - auf dem Bauernhof seiner Großeltern in Bornstedt, direkt am Park von Sanssouci. Weil Vater Gerhard Chefredakteur des Magazins Westermann's Monatshefte wurde, siedelte die Familie nach Braunschweig um, als Wolfgang Joop zehn Jahre alt war. Dort fühlte er sich als Einzelkind stets isoliert. Das Foto zeigt ihn als Fünfjährigen mit seiner Mutter Charlotte.

Foto: Collection Rolf Heyne

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Wolfgang Joop am Strand mit Besuch aus der DDR in Klein Schöppenstedt bei Braunschweig. Der Schein trügt: "Eigentlich war meine Kindheit - bis auf die Wochenenden in Bornstedt - ein ziemlicher Horror." Die Mutter sieht das offenbar anders. "Sie schwärmt von meiner tollen Kindheit und wird mucksch, wenn ich widerspreche", sagt Joop.

Foto: Collection Rolf Heyne

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Das Drama liegt ihm: Joop (hier im Alter von 35 Jahren) bricht sein Studium ab, wird Moderedakteur - und versucht sich als Filmschauspieler. Erfolgreicher ist er mit seiner eigenen Mode: 1978 präsentiert Joop seine legendäre Pelzkollektion und wird international bekannt. Die erste Prêt-à-porter-Damenkollektion unter dem Markennamen JOOP! erscheint 1982. Kurz darauf erhält er den "Mode-Oscar" - und macht mit seinen Leder- und Stoffkollektionen einen Jahresumsatz von 15 Millionen Mark.

Die erste Herren-Kollektion folgt 1985, zwei Jahre später kommt seine Parfum-Kollektion auf den Markt.

Foto: Collection Rolf Heyne

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Der "preußische Designer" macht aber auch Negativ-Schlagzeilen: 1990 beschuldigt ihn ein Dealer, Kokain gekauft zu haben. Die Polizei durchsucht seine Privat- und Geschäftsräume in Hamburg und ermittelt wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz - erfolglos. Einige Jahre später erregt Joop erneut Aufsehen: Anfang 1996 (hier bei einer Modenschau im Februar des Jahres) bekennt sich der - mittlerweile geschiedene - Vater zweier Töchter zu seiner Bisexualität.

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Joop bleibt dran am Duft der Frauen: Mit einer Blume im Mund und in Begleitung eines Mannequins in einem Rokoko-Kostüm präsentiert Joop 1999 im Garten seines Elternhauses in Potsdam sein neues Parfum "Rococo".

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Im Jahr 1998 tritt der Modedesigner in Verhandlungen mit einem Hamburger Unternehmen - es geht um eine Übernahme der Joop GmbH durch die Wünsche AG. Entnervt steigt der gebürtige Potsdamer nach dauerndem Zank mit dem Mehrheitseigentümer Wünsche im Jahr 2001 aus und versucht sich in anderen kreativen Bereichen.

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2001 spielt er die Hauptrolle in der Gesellschaftssatire "Suck my Dick". Er schreibt Bücher und organisiert Ausstellungen wie zum Beispiel "Is Black Beautiful". 2003 erscheint sein Roman "Im Wolfspelz".

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2002 präsentiert Joop im thüringischen Apolda eine Auswahl seiner Modezeichnungen, Portraits und Illustrationen der letzten 30 Jahre. Etwa zweihundert der Arbeiten werden zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt.

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In einem Interview sorgt der zeitweise in New York lebende Deutsche mit provokanten Aussagen zu den Anschlägen auf das World Trade Center für Aufsehen. Er bedauere nicht, dass die Twin Towers nicht mehr stehen, weil sie kapitalistische Arroganz symbolisierten, sagte Joop dem österreichischen Magazin Profil und übte scharfe Kritik an dem damaligen Kanzler Gerhard Schröder.

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Eigentlich hatte Joop die Lust an der Mode verloren. "Ich muss auf keinen Laufsteg zurück, suche lieber nach Ausgängen", sagt er in einem Interview. Doch 2003 kehrt er überraschend zurück und gründet - gemeinsam mit seinem Lebensgefährten und Partner Edwin Lemberg - die Wunderkind GmbH & Co. KG (im Bild eine Kreation aus der aktuellen Frühjahr-/Sommer-Kollektion).

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Sensationeller PR-Schachzug: Seine Winterkollektion 2006 widmet der deutsche Modemacher der Bundeskanzlerin Angela Merkel. Das sei keine Ironie, sagte der Designer damals in einem Interview. Er habe gespürt, dass Schluss sein müsse mit Tralala und Gartenparty. Seine Entwürfe seien gedacht für urbane Frauen, die nicht in Posen verharren. Inspiriert zu den Entwürfen hätten ihn die Gemälde der Neuen Sachlichkeit.

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Joops Mutter Charlotte (hier eine Aufnahme aus dem Jahr 2006 mit seiner Tochter Jette, die als Schmuck- und Modedesignerin etabliert ist) wirkt auch im Alter von 93 Jahren noch fit.

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Der Designer und das Model: Mit Nadja Auermann verbindet ihn noch immer eine enge Beziehung. Das einstige Topmodel, das Ende der achtziger Jahre für Joops allerersten Werbespot lief, sagt über ihn. "Das Verhältnis zu Wolfgang war gleich sehr herzlich, er hatte mich schon nach der ersten gemeinsamen Schau zum Essen eingeladen. Wir waren Nachbarn in Monaco, trafen uns am Strand, gingen Pizza essen oder Wolfgang kochte für uns. Er war es auch, der mich schließlich auf die Idee brachte, nach Potsdam zu ziehen. Ein Freund eben."

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Das ewige Wunderkind - mittlerweile beschäftigt Joop (hier vor einer Präsentation in Paris) rund 50 Mitarbeiter in seinem Unternehmen.

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Altersgerecht: Joop stellt im Oktober 2009 seine erste Stützstrumpf-Kollektion vor. Für das Haus Medi hat der Modemacher die Kompressionsstrümpfe entworfen. Das kann nur eines bedeuten: Die Dinger werden gesellschaftsfähig!

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Spuren des Alters - auch im Gesicht des ewig jung wirkenden Modedesigners hinterlässt die Zeit ihre Zeichen. Beruhigend, irgendwie. Weil es den Menschen Wolfgang Joop zeigt. Und keine alternde Geisha.

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