24 Stunden mit...:. . . dem Wurfzelt 2 seconds

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Es ist Magie: Das Zelt, das sich selbst aufbaut.

Tanja Rest

Es war vor ein paar Jahren in einem Olivenhain am Gardasee, stockdunkle Julinacht, gerade hatte sich mal wieder eine Glasfaserstange im kniehohen Gras verabschiedet. So ein Zelt ist was Herrliches, wenn man erst mal drinliegt; bis dahin ist es die Pest. Jedenfalls Riesengewurschtel, unterbrochen von der Ankunft zweier weiterer Wildcamper.

Kurz werfen statt lang wurschteln: das Zelt ohne Aufbauzicken. (Foto: Foto: Quechua)

Leise Hallos durch die Finsternis, sie zogen ihr Zeltbündel aus dem Kofferraum, wir wühlten im Gras, wir brauchten diese verdammte Stange, und dann machte es Popp! Als wir uns umdrehten, stand dort ein Zelt. Am nächsten Morgen haben wir es uns angesehen - es war mittelgroß, halbrund und grasgrün. Es war Magie.

Ein sich selbstaufbauendes Zelt, das ist so großartig und so unwahrscheinlich wie sich selbstwechselnde Autoreifen, sich selbstschreibende Texte oder sich selbstaufhängende Wäsche. Trotzdem existiert es. Der Hersteller Quechua behauptet in der Gebrauchsanleitung, es dauere nur zwei Sekunden, dieses Wunderding aufzubauen, aber das stimmt gar nicht.

Es dauert maximal eine. Man reißt das gefaltete Material aus der Verpackung, wirft es in die Luft, und es segelt als Zelt zu Boden. Daher auch der Name: Wurfzelt.

Seitdem wir es damals zum ersten Mal gesehen haben, hat das Wurfzelt die Campingplätze im Sturm erobert, was nicht weiter verwundert: Die explosive Selbstentfaltung bringt nämlich kaum Nachteile mit sich. Die Doppelmembran hält selbst mehrtägigem Regen stand, Lüftungsfenster sind vorhanden und stabil ist das Modell ebenfalls. Sogar der Preis geht in Ordnung, die geräumige Zwei-Mann-Version kostet je nach Hersteller und Ausführung zwischen 30 Euro und 80 Euro.

Einziger Wermutstropfen: Das Wurfzelt springt zwar regelrecht aus seiner Hülle hinaus, will aber nur sehr ungern wieder in diese zurück. Und wenn man die Sache dann doch noch irgendwie hingebogen hat, hält man eine Art Frisbee-Scheibe von einem Meter Durchmesser in Händen. Die passt zwar prima in den Kofferraum, aber wer beim Wandern nicht in der Vegetation hängenbleiben will, sollte besser ein herkömmliches Modell auf den Rucksack schnallen. Davon abgesehen jedoch: ein wirklich großer Wurf.

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