Religion:Arabischer Mann, deutsche Frau - Hallo, Vorurteile!

Bi-religiöse Ehe. Gisela Groß-Ikkache. Süddeiutsche

Vor zwölf Jahren lernten sie sich in Hamburg beim Tanzen kennen: Gisela Groß-Ikkache und ihr Mann Benali Ikkache aus Algerien.

(Foto: Evgeny Makarov)

Eine Pfarrerin und ein Muslim heiraten - klingt versöhnlich, aber die Kirchen tun sich schwer mit interreligiösen Ehen bei Geistlichen.

Von Anna Dreher

Sie wusste von Anfang an, dass diese Beziehung nicht einfach nur eine Beziehung sein würde - und sie wusste, dass viele Fragen gestellt werden würden. Nicht nur: Wo habt ihr euch kennengelernt, wie ist er so, glaubst du, das ist was Ernstes? Die Frage, die ihr oft gestellt wurde, war: Wie kann das überhaupt gehen? Dabei könnte es so einfach sein, zwei Menschen, die sich lieben. Aber er, Benali Ikkache, ist Muslim. Und sie, Gisela Groß-Ikkache, Pfarrerin.

Du darfst von mir alles wissen, sagte ihr Benali. Meinen Aufenthaltsstatus, meine finanzielle Situation, was ich arbeite, wo ich herkomme, wer ich bin. Er wusste ja, was viele Leute über Paare wie sie dachten. Arabischer Mann, deutsche Frau - Hallo, Vorurteile! Sie spüren das bis heute. Als die beiden sich kennenlernten, waren sie 40 Jahre alt. Sie wollten etwas Dauerhaftes, keine Lebensabschnittslösung mehr. Von da an stellte auch die Kirche Fragen.

Ehepartner von evangelischen Pfarrern müssen christlich sein, so steht es im Pfarrerdienstgesetz der Evangelischen Kirche. Die 20 Landeskirchen gehen unterschiedlich mit dieser Konstellation um, eine bundesweite Haltung dazu gibt es nicht. Manche Geistliche finden, dass es okay ist, wenn es unter den mehr als tausend Pfarrerinnen und Pfarrern im ganzen Land auch ein paar gibt, die einen Menschen der anderen Glaubensrichtungen lieben. Und es gibt andere, die so eine Beziehung zum Anlass einer Versetzung nehmen, um Konflikte zu vermeiden. In jedem Fall will die Kirche mit interreligiösen Beziehungen ihrer Vertreter keine große Aufmerksamkeit erregen. Vereinzelt werden Fälle trotzdem bekannt, wie jener der baden-württembergischen Vikarin Carmen Häcker, die nach ihrer Hochzeit mit einem Muslim entlassen wurde.

Glaube, das ist für viele etwas sehr Persönliches. Religion bietet einen Deutungsrahmen, Orientierung in schwierigen Zeiten. Glaube hat mit Identität und Tradition zu tun, da können Dinge nicht einfach anders gemacht werden. Das merkte Gisela Groß-Ikkache schnell. Sie wollte ihre Landeskirche deswegen möglichst früh einbeziehen und einen gemeinsamen Weg finden. Sie suchte nach Beispielen, Vorbildern, Argumenten, um ihre Kirche zu überzeugen: Ein Muslim und eine Pfarrerin, das kann gehen.

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