Zweimal live:Sanfte Melancholie

Die Songwriterin Henny Gröblehner in der Milla und im Volkstheater

Von Martin Pfnür

Wenn das Musikalische bereits in der Familie liegt, dann kann das sowohl Fluch als auch Segen sein. Fluch, weil man sich als Kind in diesem Fall nicht selten hohen Erwartungshaltungen, manchmal sogar einem regelrechten Drill ausgesetzt sieht. Siehe Michael Jackson. Segen, weil man als Spross musikalischer Eltern naturgemäß schnell Zugang zur Musik findet. Die Songwriterin Henny Gröblehner - der Vater studierter Trompeter, die Mutter studierte Geigerin - zählt definitiv zur zweiten Kategorie. Mit fünf Jahren steigt sie in den Klavierunterricht ein, im Alter von zehn steht sie mit Route 66, dem Jazz-Trio ihrer Mutter, erstmals auf der Bühne und beschließt: "Genau das will ich später mal machen!" Es folgen Stationen an der Musikschule Ohrwurm, wo sie sich im Jazz-Gesang ausbilden lässt, und am Pestalozzi Gymnasium, wo sie ihr Abitur auch im klassischen Gesang bestreitet. Nicht zuletzt sind es jedoch die Spielarten afro-amerikanischer Musik, die Gröblehner begleiten, sowohl im Rahmen des Gospelchors "Young Souls", als auch als Teil der Soul- und Funk-infizierten Band The Royal Majestix. Ihr erstes Stück schreibt sie für die Young Souls, es folgen weitere für die Royal Majestix. "Einige dieser Songs waren jedoch anders", erinnert sie sich, "ruhiger und irgendwie prädestiniert dafür, sie nur mit Gitarre oder Klavier vorzutragen."

Hier kommt ihr familiärer Hintergrund wieder ins Spiel. Henny Gröblehner, die mit vollem Namen Elise Henriette Gröblehner heißt, wurde von ihren Eltern nach Beethovens ewig schönen Klavierstück "Für Elise" benannt. Entsprechend nahe lag da der Name für ihr Songwriter-Projekt Pour Elise, das sie basierend auf ihren ruhigen Stücke startet. Erst alleine, dann peu à peu verstärkt durch einen Bassisten, einen Schlagzeuger, einen Gitarristen und schließlich auch durch ihre Schwester als zweite Sängerin und Violinistin.

Und ja, man merkt den Songs, die sie 2014 auf ihrem schlicht "Début" benannten Album veröffentlichte, sehr deutlich an, dass da jemand mit der Tiefe des Soul und mit den Phrasierungen des Jazz vertraut ist. Da wäre etwa der "Wintersong" (www.pour-elise.com), eine sanft getupfte akustische Meisterleistung, ein Song, der einen schnell mit seiner leisen Melancholie umhüllt. Die Stücke der US-Amerikanerin Norah Jones sind da nicht weit.

Sie sei noch auf der Suche nach ihrem Sound, sagt Henny Gröblehner, und habe sich noch nicht auf ein konkretes musikalisches Konzept festgelegt. Schaden tut das der Musik der 23-Jährigen keinesfalls. Vielmehr ist es gerade ihre Heterogenität, die den mal folkigen, mal jazzig beschwingten, mal auf Englisch, mal auf Deutsch, mal im Trio, mal im Quartett vorgetragenen Stücken ihren Charme verleiht. Und seinen Sound musste ja auch ein Ludwig van Beethoven erst mal suchen, bevor er "Für Elise" schrieb.

Pour Elise, Donnerstag, 7. April, 21 Uhr, Milla, Holzstr. 28; Freitag, 8. April, 20 Uhr, Volkstheater, Brienner Str. 50

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