"Zwei Krawatten":Hübsch chaotisch

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Zurück in die Zwanzigerjahre: die Revue "Zwei Krawatten" in den Münchner Kammerspielen. (Foto: Nikolaus Schön)

Ein Benefizabend in den Kammerspielen gerät zum Spaß für Darsteller und Publikum

Von Christiane Lutz, München

Wenn sich viele gute Künstler zusammentun, um gemeinsam etwas Gutes zu tun, kann das manchmal unangenehm pädagogisch werden. Im Idealfall kommt dabei aber so etwas Schräges heraus wie der Abend "Zwei Krawatten" in den Kammerspielen, eine Zwanzigerjahre-Revue mit Musik von Mischa Spoliansky. Das Gute, um das es hier geht, ist die Arbeit des Vereins "Kulturraum München", der Tickets für Theater, Konzerte und Kino an Münchner vermittelt, die sich das sonst nicht leisten können. Jedes Jahr findet eine Benefizveranstaltung statt, deren Erlös dem Verein zu Gute kommt.

Somit ist "Zwei Krawatten" auch ein in keiner Weise zwingender Stoff, sondern vor allem der ideale Anlass, um jetzt das Jewish Chamber Orchestra unter der Leitung von Daniel Großmann, die Schicksalscombo, den Münchner Kneipenchor und Schauspieler und Sänger wie Kathrin Anna Stahl, Brigitte Bayer und Stefan Murr zusammen auf die Bühne zu stellen - und, warum auch nicht, auch noch Maxi Pongratz von der Band Kofelgschroa mit seinem Akkordeon ein Liedchen singen zu lassen.

Die kleine Geschichte, die erzählt wird, geht so: Der Kellner Jean (Stefan Murr) bekommt im Tausch gegen eine schwarze eine weiße Krawatte angeboten, und sein Leben ändert sich schlagartig. Er gewinnt eine Reise nach Amerika und verliebt sich in die wohlhabende Mabel (Brigitte Bayer). Jeans mittellose Freundin Trudi (Kathrin Anna Stahl) ist davon nicht begeistert und folgt ihm nach Amerika. Am Ende stellt sich heraus, dass sie Millionenerbin ist und Jean also genauso gut mit ihr zusammen sein kann.

Die szenische Einrichtung von Kathrin Anna Stahl ist hübsch anzuschauen und hübsch chaotisch. Cathlen Gawlich führt als Conferencière durch den Abend, Szenen und Musik wechseln sich ab. Das Jewish Chamber Orchestra begleitet die reizenden Nummern "Es liegt in der Luft" und "Ich bin ein Vamp" sowie ein paar Lieder aus dem "Weißen Rössl", die sich in den Abend verirrt haben, aber trotzdem alle erfreuen. Der Kneipenchor steuert Britney Spears' "Hit Me Baby One More Time" und "Ace Of Spades" von Motörhead bei.

Als Zuschauer hat man richtig Stress: In einer bereitgestellten Tüte befinden sich Utensilien zum Mitmachen. "Legen Sie sich jetzt die blauen Servietten auf den Kopf und wogen Sie hin und her - Sie sind das Meer." Also wogt man artig hin und her und zieht auch die quadratische Tüte auf den Kopf und ist dann halt ein Hochhaus in Chicago. Das ist so drüber, dass es schon wieder lustig ist. Dass die "Zwei Krawatten" dramaturgische Längen hat und mehr improvisiert wirkt als sonst irgendwas - geschenkt. Wenn am Ende Künstler und Zuschauer gemeinsam Lichtlein schwenkend singen: "Heute Nacht oder nie, sollst du mir sagen nur das eine: Ob du mich liebst", dann ist das nicht nur für den guten Zweck gut, sondern auch noch ein großer Spaß.

© SZ vom 24.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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