Zum Tode von Michael Degen:Das Leben, ein Wunder

Zum Tode von Michael Degen: Michael Degen (1932-2022).

Michael Degen (1932-2022).

(Foto: Hendrik Schmidt/dpa)

Michael Degen spielte Theater, er war Donna Leons Vice-Questore und ein Überlebender der Gräuel des Jahrhunderts. Ein Nachruf.

Von Christine Dössel

Spät, mit fast 70 Jahren, als er als Schauspieler schon alles erreicht hatte, hat Michael Degen die Geschichte seines Überlebens aufgeschrieben. Es ist die Geschichte einer jüdischen Kindheit in Berlin während der Nazidiktatur. Ein Wunder in vielerlei Hinsicht. Der Deportation ins KZ Auschwitz knapp entkommen, lebten Degen und seine Mutter zwei Jahre lang, von 1943 bis Kriegsende, im Untergrund, versteckt in einer Laubenpieperkolonie im Osten der Stadt, unterstützt von ein paar couragierten Menschen, die ihnen halfen und sie nicht verrieten. "Nicht alle waren Mörder" lautete der Titel dieser 1999 erschienenen Erinnerungen, die ein verfilmter Bestseller wurden. Und die auch ein Schock waren, denn mit der Hölle des Holocausts hatte den soignierten Herrn Degen, den alle als Gentleman-Schauspieler aus dem Fernsehen kannten, niemand verbunden. Er hatte zuvor auch nicht darüber gesprochen. Nicht einmal mit seiner Mutter, die bis zu ihrem Tod 1975 die finsteren Schreckensjahre einfach nur vergessen wollte. Mit seinem Buch hat Degen auch ihr ein Denkmal gesetzt, dieser starken, tapferen Frau.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: