Süddeutsche Zeitung

Zum Tod von Monica Bleibtreu:Letzte Reise

Die Schauspielerin Monica Bleibtreu gelangte erst spät zu Starruhm. Den Umgang mit dem Erfolg von Filmen wie "Die Manns" und "Lola rennt" lernte sie von ihrem Sohn Moritz.

Die Schauspielerin Monica Bleibtreu ist tot. Die 65-Jährige ist nach Angaben ihrer Agentur in der Nacht vom 13. auf den 14. Mai nach langjähriger Krebserkrankung in Hamburg gestorben. Die Mutter von Schauspieler Moritz Bleibtreu war vor wenigen Tagen 65 Jahre alt geworden. Sie stand für zahlreiche TV- und Kinoproduktionen vor der Kamera, unter anderem auch mit ihrem Sohn gemeinsam für den Kinoerfolg "Lola rennt".

Als eigenwillige Charakterdarstellerin gehörte sie zu den gefragtesten TV- und Kino-Schauspielerinnen des Landes. Sie war die Helene Weigel in "Abschied - Brechts letzter Sommer" (2000), spielte das mütterliche Familienoberhaupt in "Die Manns" (2001) von Heinrich Breloer, gab im selben Jahr eine brummige Bäuerin in "Verlorenes Land", später eine vom Krebs gezeichnete Frau in "Marias letzte Reise" (2005) und eine 80-jährige Klavierlehrerin in "Vier Minuten" (2006).

Monica Bleibtreu wurde am 4. Mai 1944 in Wien in eine Schauspielerfamilie hineingeboren. Ihren Beruf erlernte sie am Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Mit 19 Jahren debütierte sie in Bonn auf einer großen Bühne. Doch erst mit Mitte 30, so sagte sie mal, habe sie sich endgültig für den Beruf entschieden.

Bleibtreu arbeitete an den wichtigsten deutschsprachigen Bühnen, beim Wiener Burgtheater, bei den Münchner Kammerspielen und vor allem am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, wohin sie Ivan Nagel als 28-Jährige geholt hatte. Seit 2000 war sie nicht mehr fest an eine Bühne gebunden.

1972 wurde Bleibtreu mit einer "Goldenen Kamera" ausgezeichnet. Ihr Kinodebüt hatte sie ebenfalls 1972 in Hans Jürgen Syberbergs Film "Ludwig - Requiem für einen jungfräulichen König". Für ihre Kino- wie ihre Theaterrollen wurde sie mit Kritikerlob überschüttet. Als sie 2007 am Hamburger St. Pauli Theater in einer Hosenrolle den ihr von Klaus Pohl auf den Leib geschriebenen szenischen Monolog "Nachtgespräche mit meinem Kühlschrank" spielte, hieß es, sie sei "eine Art introvertierte Rampensau", die "keinerlei Mühe" habe, "das Stück zu tragen, die Bühne zu füllen".

Doch dort, auf der Theaterbühne, ihrem ursprünglichen Terrain, war Bleibtreu immer seltener zu sehen, nachdem sich die Angebote für attraktive Filmrollen häuften. Große Beachtung fand ihre Verkörperung der todkranken Maria Stadler in Rainer Kaufmanns TV-Melodram "Marias letzte Reise", für die sie auch 2006 mit dem Grimme-Preis in Gold ausgezeichnet wurde. Darin spielt sie eine alte Bäuerin, die auf eine weitere Chemotherapie verzichtet und lieber auf ihren Hof zurückkehrt, um dort ihre letzten Tage zu verbringen. Auch als Sprecherin von Hörbüchern war Bleibtreu überaus gefragt.

Nach einer langjährigen Theater-Karriere und rund 100 Auftritten in Film und Fernsehen, darunter auch Kinderfilme wie "Bibi Blocksberg" und Krimiserien, war Monica Bleibtreu erst spät zu Starruhm gelangt. Sie sagte einmal, dass sie ihr Selbstbewusstsein wesentlich ihrem als Schauspieler erfolgreichen Sohn Moritz Bleibtreu verdanke. Von Moritz, der aus einer Beziehung mit dem 1998 verstorbenen Schauspieler Hans Brenner stammt, habe sie gelernt, mit Erfolg umzugehen, denn: "Ich hatte immer Angst vor Erfolg. Wenn es danach gerochen hat, war ich schon wieder weg."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.454890
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
sueddeutsche.de/munzinger/korc
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.