Süddeutsche Zeitung

Zum Tod von Marika Rökk:"Das Publikum war meine große Familie"

Die Film- und Bühnenschauspielerin Marika Rökk ist tot. Die Operettenlegende starb am Sonntag im Alter von 90 Jahren an Herzversagen in Baden bei Wien. Berühmt wurde die Diva durch zahlreiche Operetten- und Musikfilme in den 40er und 50er Jahren.

Zu ihren größten Erfolgen zählten Filme wie "Maske in Blau" (1953), "Die Frau meiner Träume" (1944) und "Die Csardasfürstin" (1951). Ihre Filmschlager wie "Ich brauche keine Millionen" wurden zu Evergreens.

Marie Karoline Rökk wurde am 3. November 1913 als Tochter ungarischer Eltern in Kairo geboren und wuchs in Budapest auf. Nach der Übersiedlung der Familie nach Paris erhielt sie eine solide Tanzausbildung und reiste bereits im Alter von 13 Jahren als Revuestar durch Europa und Amerika. Ihre Filmkarriere begann sie 1930 in England.

Ernst Marischka holte die temperamentvolle Ungarin für die Zirkusrevue "Stern der Manege" nach Wien, wo sie von einem Talentesucher der UFA entdeckt wurde. Neben Johannes Heesters und Willy Fritsch wurde sie in Filmen wie "Gasparone" (1937), "Hallo, Janine" (1939) oder "Es war eine rauschende Ballnacht" (1939) gefeiert. Zusammen mit Zarah Leander wurde sie zu einem führenden Star Nazi-Deutschlands. Aus diesem Grund erhielt sie in den ersten Nachkriegsjahren auch zunächst Auftrittsverbot.

Vom Film zur Bühne

In den 50er Jahren setzte Rökk ihre Filmkarriere fort, unter anderem in zahlreichen amerikanisch beeinflussten Musikfilmen. 1962 zog sie sich jedoch vom Film zurück und wechselte auf die Bühne, wo sie an Theatern in Hamburg, Berlin, München, und natürlich in Wien in diversen Operetten und Musicals lange Aufführungsserien garantierte.

Im Jahr 1974 veröffentlichte Marika Rökk unter dem Titel "Herz mit Paprika" ihre Memoiren. Ein schwerer Schlag für die Künstlerin war 1985 der Tod ihres zweiten Mannes Fred Raul. Seitdem lebte sie zurückgezogen in Baden bei Wien.

Ihre Erfolgsstücke waren unter anderem "Hello Dolly" (1968) und die "Gräfin vom Naschmarkt". 1992 feierte sie im Alter von 79 Jahren anlässlich des 110. Geburtstages von Emmerich Kalman noch einmal ein Bühnen-Comeback in Budapest als "Gräfin Mariza" - eine Rolle, die sie im Lauf ihrer Karriere über 700 Mal gespielt hatte. Vor fünf Jahren hatte sie ihren letzten Auftritt im Fernsehen - wie immer singend und tanzend.

"Es ist alles nicht selbstverständlich, was man im Leben erreicht", blickte der einstige Revuestar vor seinem 90. Geburtstag im vergangenen Jahr zurück. "Wenn man als begabter Mensch geboren wird, ist das auch eine Aufgabe, für die man leben muss". Wichtig, so meinte sie, seien auch die Menschen, denen man im Showgeschäft begegne: "Ich bin immer in gute Hände gekommen, dafür bin ich dankbar. Und das Publikum war meine große Familie."

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