Zum Tod von Jane Russell:Anyone for love

Sie war das Mädchen aus dem Heu und Pin-Up während des Weltkriegs. Zum Tod von Hollywood-Schauspielerin Jane Russell, von vielen bevorzugt, obwohl sie keine Blondine war. In Bildern.

Fritz Göttler

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Quelle: AP

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Sie war das Mädchen aus dem Heu und Pin-Up während des Weltkriegs. Zum Tod von Hollywood-Schauspielerin Jane Russell, von vielen bevorzugt, obwohl sie keine Blondine war. In Bildern.

Sie war die zweite Wahl, in den Fünfzigern, wie der Titel suggeriert, denn Gentlemen Prefer Blondes im gleichnamigen Film von Howard Hawks: Marilyn Monroe also, das kleine Revuegirl, das loszieht, ihren Millionärsmann an sich zu binden. Jane Russell ist ihre Begleiterin, ihr chaperon - und brünett. Eine alte Geschichte, ein Genre der Zwanziger - die Komödie der leichten Mädchen, der Tingeltangel-Flappers -, von Hawks genial der neuen Gesellschaft angepasst, die ihrer eigenen Permissivität noch nicht so recht trauen mag. Marilyn ist als Lorelei ganz ätherisch und visionär, auf die eine wahre reiche Liebe fixiert. Jane kann noch nicht anders, sie will die Liebe immer noch multiplex, sucht sie in den Reihen der Athleten der amerikanischen Olympiamannschaft: Is there anyone here for love ... Ganz statuarisch, wie eine antike Göttin bewegt sie sich unter den muskulösen bodygebildeten Figuren - und man weiß, wie bodenständig, wie erdverbunden diese Göttinnen sein konnten, wenn es um die Liebe ging oder den Sex.

Text: Fritz Göttler/SZ vom 2.3.2011/sueddeutsche.de/rus

Im Bild: Janes Russell posiert am Set von "Blondinen bevorzugt" für die Fotografen, 1952

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Quelle: Getty Images

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Auch Ernestine Jane Geraldine Russell, geboren am 21.Juni 1921 in Bemidji, Minnesota, war der bodenständige, rustikale Typ, sie kam aus einer boys group, einer Familie mit vier Brüdern, aufgewachsen im San Fernando Valley, wohin man in ihrer Kindheit gezogen war. Als das Mädchen aus dem Heu hat sie in den Vierzigern Karriere gemacht, ein Erfolg, der nur am Rande mit dem Kino zu tun hatte, mehr mit dem Dilemma, dem die Nation und ihre Führer sich damals, zu Beginn des Krieges, gegenüber sahen - wie man die männliche Energie erregen konnte und dennoch kanalisieren, sodass sie nicht sinnlos und lustvoll vergeudet wurde, sondern fürs Vaterland.

Publicity photo of actress Jane Russell in a scene from the 1943 film The Outlaw

Quelle: REUTERS

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Jane wurde als Pin-Up während des Weltkriegs populär, im Koreakrieg benannte man später zwei umkämpfte Hügel nach ihr. Howard Hughes, der Milliardär und Flugzeugbauer, zudem der Chef des RKO-Filmstudios, hatte Russell 1940 für seinen Film "The Outlaw" entdeckt und exklusiv verpflichtet - ein Film, der verschwenderisch Western-Ikonen zusammenholte, Billy the Kid und Pat Garrett und Doc Holliday. Und das Mädchen Rio, das all die Männer verführte, von dem sie sich Befriedigung versprachen und Erlösung.

Im Bild: Szene aus "Outlaw" (1944)

Undated publicity photo of actress Jane Russell

Quelle: REUTERS

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Howard Hawks hatte den Film angefangen, war aber nach zehn Tagen abgehauen, weil er mit Hughes' Phantasien nicht zurechtkam - wir werden später einen Film zusammen machen, hatte er Jane versichert. Der "Outlaw" ohne Hawks ist eine obsessive, onanistische Jungensphantasie - flammend, naiv, masochistisch, jede Szene, jede Pose, jeder Blick von Hughes persönlich kontrolliert. Ein Kuss von Jane kommt in einer Supernahaufnahme daher, dazu ein schwelgerisches Tschaikowsky-Motiv; sogar einen Spezialbüstenhalter, von seinen Flugzeugingenieuren konstruiert, wollte er Russell verpassen. 1943 erst kam der Film kurz ins Kino, endgültig dann nach dem Krieg - in all den Jahren kabbelte Hughes sich kräftig mit Joe Breen, dem Chef der Hays-Code-Zensurbehörde, der schrecklich angewidert war von Janes so wenig verborgenen Brüsten.

US-Schauspielerin Jane Russell gestorben

Quelle: dapd

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Der "Outlaw" war eigentlich der Sonderfall in Russells Karriere, die nach den konstruktiven Jahren mit Hughes eher planlos verlief, aber sehr pragmatisch - warum sollen Christen keinen Busen haben, fragte die wiedergeborene Christin, engagierte sich für Waisenkinder, sang, weil's Spaß machte, in kleinen Bands. Mit Männern wie Robert Mitchum kam sie großartig zurecht, kühl hielt sie seinen besitzergreifenden Blicken stand in "His Kind of Woman" und "Macao". Im Bild:  "Gentlemen Marry Brunettes" (1958)

LEGENDARY US PIN-UP JANE RUSSELL DIES: FAMILY

Quelle: AFP

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Der "Outlaw" war eigentlich der Sonderfall in Russells Karriere, die nach den konstruktiven Jahren mit Hughes eher planlos verlief, aber sehr pragmatisch - warum sollen Christen keinen Busen haben, fragte die wiedergeborene Christin, engagierte sich für Waisenkinder, sang, weil's Spaß machte, in kleinen Bands. Mit Männern wie Robert Mitchum kam sie großartig zurecht, kühl hielt sie seinen besitzergreifenden Blicken stand in "His Kind of Woman" und "Macao".

Im Bild: Jane Russell mit einem Plakat von Marilyn Monroe, ihrer Filmpertnerin aus "Blodinen bevorzugt", 1995.

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Zwei schöne Filme hat der Romantiker Raoul Walsh mit ihr gemacht, "The Tall Men", einen Rindertreckwestern mit Clark Gable, und "The Revolt of Mamie Stover" - über das Geschäft der Frauen im Krieg. Am Montag ist Jane Russell im Alter von 89 Jahren in Santa Maria, Kalifornien gestorben.

Im Bild: Jane Russell, 2005

© SZ vom 2.3.2011/rus
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