Süddeutsche Zeitung

Schauspieler Heinrich Schmieder:Der Tod eines Sport-Verrückten

Der Schauspieler Heinrich Schmieder war meist in eher leisen Rollen zu sehen, einmal war er auch "Tatort"-Polizist. Auf einer Extrem-Fahrradtour durch die Alpen starb der Münchner Sport-Freak mit 40 Jahren.

Er war einer von den Schauspielern, die zwar ständig zu sehen waren, um die aber nie viel Aufhebens gemacht wurde. Was der Mann aus München spielte, spielte er gut. Ein Star wurde er nicht, aber Heinrich Schmieder war ein beliebter Akteur der Fernseh- und Theaterszene.

Jetzt ist der Schauspieler, der zwischen 1999 und 2001 neben der Bremer Tatort-Kommissarin Inga Lürsen (gespielt von Sabine Postel) auftrat, tot. Er starb im Alter von nur 40 Jahren.

Bei einem Tod in solch jungen Jahren stellen sich sofort Fragen. Wie kann das passieren? Erst vor einigen Wochen starb der Schauspieler Frank Giering, offiziell an Herzversagen. Es war auch von inneren Blutungen die Rede gewesen. Giering hatte zeitweise offen über seine psychischen Probleme und seinen exzessiven Alkoholgenuss geredet.

Heinrich Schmieder lebte ein anderes Leben. Er war ein geradezu fanatischer Freizeitsportler, immer auf Höchstleistungen versessen, jemand, der in Askese lebte und Extremsporterfahrungen machen wollte.

Der passionierte Hobby-Radrennfahrer hatte in dieser Woche an dem Mountainbike-Rennen Transalp teilgenommen, einer Tour, die in Füssen bei extremer Hitze begann. 240 Teilnehmerteams quälten sich die Berge hinauf, vier harte Transalp-Etappen hatte Schmieder schon hinter sich gebracht. Er hatte technische Probleme mit dem Rad und litt auf 3200 Meter Höhe unter Atemnot.

Über die Etappe ins italienische Livigno schrieb er im Internet, es sei "durch eine wunderschöne und atemberaubende Alpenkulisse gegangen". Obwohl es am Vortag einen "derben Zielsprint" gegeben habe, "waren meine Beine heute gut". Die Radl-Tour über die Alpen nannte er einen "Wahnsinn" und bekannte: "Ich bereue es keine Sekunde." Am Ende war er auf Platz 142 gefahren. Schmieder kam bei solchen Rennen immer im Mittelfeld an.

Am Mittwochmorgen dann fand sein Teamkollege Michael Goffin den Extremsportler leblos in seinem Hotelzimmer in Livignio. Der herbeigerufene Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen.

Bei dem Extrem-Radrennen war Heinrich Schmieder für den gemeinnützigen Verein Running Actors an den Start gegangen. Monatelang hatte er gewissenhaft trainiert, nach den Dreharbeiten fürs Großstadtrevier ging es richtig los. Die einwöchige Tour über 600 Kilometer und 20.000 Höhenmeter endet in Riva am Gardasee.

Heinrich Schmieder war sowohl aus dem Kino als auch aus dem Fernsehen bekannt. In den neunziger Jahren spielte er in der ARD-Serie Gegen den Wind, später war er auch in größeren Filmen wie Der Untergang (2005) und Margarete Steiff (2002) und der Bubi-Scholz-Story (1997) zu sehen.

Eines seiner ersten Engagements hatte ihn ans Studiotheater München geführt, wo er in Genoveva oder die weiße Hirschkuh spielte.

Es waren meist stille Rollen, die er spielte, Charaktere aus der Mitte der Gesellschaft, mit normalen Problemen. Und Schmieder schaffte es dabei, mit seiner schauspielerischen Leistung zu überzeugen. Für seine Rolle als Tourette-Kranker in dem Fernsehfilm Verrückt ist auch normal lobten ihn Kritiker, er habe aus seiner Rolle das Maximum an Komik herausgeholt. Für den Film Männer häppchenweise wurde er für den Deutschen Fernsehpreis nominiert.

Geboren wurde Schmieder im baden-württembergischen Schwäbisch-Hall. Am Gymnasium in Gaildorf fiel er bereits in der Theater AG auf. Sein schwäbischer Dialekt war eines seiner Markenzeichen, das er ab und zu geschickt einzusetzen wusste.

Und da war seine Sportleidenschaft und die Nähe zu den Gleichgesinnten in der Gruppe Running Actors, die beispielsweise beim München-Marathon im Oktober 2009 aktiv war. Laufen beim Marathon sei auch nicht schlecht, sagte Schmieder damals: "Ich bin einfach so ein Typ, ich hab Bewegung schon immer gebraucht. Besser als Rauchen und Saufen." Schmieder liebte es auch, mit der E-Gitarre in Rockbands aufzutreten.

Der vielseitig Begabte hinterlässt seine Frau Antje und zwei Kinder. Die Todesursache ist noch unklar.

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