Süddeutsche Zeitung

Zum Tod von Bernhard Heisig:Wut und Widersprüche

Er galt als einer der wichtigsten Vertreter der DDR-Kunst, wurde jedoch auch im Westen sehr geschätzt. Mit dem Tod des Malers Bernhard Heisig verliert die stilbildende "Leipziger Schule" einen ihrer Begründer.

Er zählte zu den wichtigsten Repräsentanten der DDR-Kunst - nun ist der Maler Bernhard Heisig tot. Der Künstler starb am Freitag im Alter von 86 Jahren in seinem Wohnort Strodehne an der Havel in Brandenburg. Dies teilte sein Galerist Rüdiger Küttner unter Berufung auf Heisigs Familie mit.

Heisig hatte im März zwei Schlaganfälle erlitten. Der 1925 in Breslau geborene Maler, Grafiker und Zeichner gilt neben Werner Tübke und Wolfgang Mattheuer als Gründer der Leipziger Schule.

In seinem Werk lehnte sich Heisig an Vorbilder wie Otto Dix, Max Beckmann sowie Oskar Kokoschka an und wechselte zwischen klassischer Moderne, Realismus und Kollagenkunst.

Zu seinen wichtigsten Arbeiten gehören Zeichnungen und Lithographien sowie Historiengemälde etwa zur 1848er-Revolution. Heisig galt mit seinen Arbeiten wie etwa dem Wandbild "Gestern und in unserer Zeit" für das Gebäude der Leipziger SED-Bezirksleitung zwar als ein Vertreter des Sozialistischen Realismus, doch mit seinen großen Panoramen stand er auch in der Tradition des Expressionismus. Heisig stellte 1977 auf der Documenta in Kassel aus. Bekannt sind auch seine Porträts, bereits vor der Wende saß der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) für ihn Modell.

Die spektakulären Markterfolge der Neuen Leipziger Schule, für die etwa der Maler Neo Rauch steht, konnte Heisig zumindest teilweise für sich reklamieren. Denn zu seinen Schülern zählten Sighard Gille und Arno Rink, die wiederum eine ganze Reihe ihrer Schüler, unter ihnen Rauch, mit ihrer Stilistik beeinflussten. Rauch selbst war Heisigs Meisterschüler und Assistent. Allerdings waren Heisig Triumphgefühle wegen des Welterfolges der "Neuen Leipziger Schule" fremd.

Umstrittene Rolle in der DDR

In der Wendezeit gab Heisig aus Protest gegen die Politik der DDR-Führung seine Nationalpreise zurück und trat aus der SED aus.

Wegen seiner staatstragenden Rolle in der DDR und weil er sich als Freiwilliger zur Waffen-SS gemeldet hatte, gab es zunächst Widerstand gegen den Auftrag, die Cafeteria des Bundestages im Berliner Reichstag auszugestalten.

Nach langer Debatte schuf Heisig dann einen sechs Meter langen Geschichtsfries für den Raum. Anlässlich seines 80. Geburtstags eröffnete der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder im März 2005 unter dem Titel "Die Wut der Bilder" eine große Retrospektive im Museum der bildenden Künste in Leipzig, die anschließend in Düsseldorf und in Berlin gezeigt wurde.

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