Zum Tod der Schauspielerin Susanne Lothar
Susanne Lothar
Sie hatte "bezauberndes komödiantisches Talent" und galt zugleich als "Extremschauspielerin mit sanften Mitteln". Auf der Theaterbühne wie vor der Kamera war sie unverwechselbar. Nun ist die Schauspielerin mit 51 Jahren verstorben. Ein Nachruf in Bildern. Susanne Lothar hatte "bezauberndes komödiantisches Talent" (Süddeutsche Zeitung) und galt zugleich als "Extremschauspielerin mit sanften Mitteln" (Frankfurter Allgemeine Zeitung). Auf der Bühne wie vor der Kamera war sie zugleich vielseitig und unverwechselbar. Im Bild: Susanne Lothar im Februar 2009.
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Susanne Lothar
Lothar wurde am 15. November 1960 in Hamburg geboren. Die Eltern: Hanns Lothar und Ingrid Andree - beide Schauspieler. Trotzdem zeigte die Tochter zunächst wenig Interesse am Theater. Erst als sie mit 17 ihre Mutter als Ibsens "Nora" auf der Bühne sah, entdeckte sie ihre eigene Begeisterung für das Metier. Noch vor dem Abitur verlies Lothar das Gymnasium, nach drei Semestern an der Hamburger Hochschule für Theater und Musik folgte ein erster Vertrag am Hamburger Thalia Theater. Im Bild: Susanne Lothar im Januar 2010 auf dem Weg zur Trauerfeier für Künstleragentin Erna Baumbauer.
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Susanne Lothar als "Lulu"
Bereits mit Mitte zwanzig hatte Lothar in Hamburg, Köln, am Wiener Burgtheater und in Stuttgart gespielt. Auf der Theaterbühne übernahm sie im Laufe ihrer Karriere unzählige, meist extreme Rollen, die oft auch den Zuschauern einiges abverlangten. Hochgelobt wurde unter anderem ihre Interpretation von Wedekinds "Lulu" in Peter Zadeks Inszenierung von 1989. Zadek nannte sie zu dieser Zeit "eine der aufregendsten Entdeckungen". Im Bild: Lothar in der Rolle der Lulu mit Ulrich Wildgruber im Hamburger Schauspielhaus in der Inszenierung von Peter Zadek 1988.
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Susanne Lothar auf der Bühne
Trotz Erfolgen vor der Kamera sollte sich Lothar nie vom Theater verabschieden. Sie spielte ohne festes Engagement über die Jahre auf den bedeutendsten deutschsprachigen Bühnen. Die Rolle im Ehedrama "Auf dem Land" etwa brachte ihr 2001 in der SZ das Lob ein: "So etwas kann mit dieser Mädchenhaftigkiet und Untertreibung - und dieser schmallippigen Klein-Lieschen-Komik - im deutschen Theater nur Susanne Lothar". Im Bild: Susanne Lothar (rechts) bei einer Probe zu Yasmina Rezas Stück "Dreimal Leben" im Wiener Akademietheater im Oktober 2000.
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Susanne Lothar und Ulrich Mühe
Susannes Lothars Leben war von der Schauspielerei geprägt, auch privat. Nicht nur durch die Eltern (der Vater starb bereits, als sie sieben Jahre alt war, an der Seite ihrer Mutter sollte sie später selbst spielen), sondern auch durch ihre lange Beziehung zu ihrem Kollegen Ulrich Mühe. Die beiden lernten sich 1990 bei einem Engagement in Zürich kennen und heirateten bald darauf. Die Ehe hielt, bis Mühe 2007 einem Krebsleiden erlag. Lothar und Mühe arbeiteten diverse Male zusammen - in Michael Hanekes Schocker "Funny Games" etwa verkörperten sie 1997 ein Ehepaar, das von jugendlichen Sadisten aufs Grausamste zu Tode gequält werden. Auch für Peter Zadeks Inszenierung von Sarah Kanes "Gesäubert" (1999) ging das Paar schauspielerisch bis zum Äußersten, für viele Zuschauer waren das Ausmaß der zur Schau gestellten Gewalt hier zu viel. Im Bild: Lothar und Mühe in München vor dem "GQ Men of the Year Award" im November 2006.
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Susanne Lothar im "Tatort"
Während manche Bühnenkollegen den Sprung ins Fernsehen nicht wollten, nicht wagten oder nicht schafften, war Lothar auch hier erfolgreich. So spielte sie unter anderem im Laufe der Jahre mehrmals im "Tatort". Auch hier bewies sie - zum Teil innerhalb einer einzigen Folge - ihre Wandlungsfähigkeit. Im Bild: Lothar in der Tatort-Folge "Himmel und Erde" (NDR) aus dem Jahr 2002.
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Susanne Lothar im "Tatort"
Im Tatort "Das Ende des Schweigens" spielte Lothar die Mutter eines Mordopfers. "Eine Mutter-Kind-Beziehung ist elementar für beide Seiten und birgt natürlich viele Abgründe in sich", so Lothar damals über ihre Rolle. "Außerdem hatte ich immer so tolle 'Filmtöchter', es hat mir viel Spaß gemacht, mit dieser Generation junger Schauspielerinnen in die Hölle zu blicken." Selbst war Lothar Mutter zweier Kinder mit ihrem Mann Ulrich Mühe: Sophie Marie wurde 1995, Sohn Jakob 1998 geboren. Im Bild: Susanne Lothar während einer Drehpause für den NDR-Tatort "Das Ende des Schweigens" im Bahnhof von Kiel im Mai 2006.
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Susanne Lothar
"Meine Leidenschaft gehört Projekten, die nicht so Mainstream sind", sagte Lothar 1997 dem Magazin Stern. Tatsächlich wurde im Laufe ihrer Karriere vor allem die Verkörperung von schwierigen, gequälten, verletzten und hochsensiblen Charakteren ihr Markenzeichen. Dabei hielt Lothar nichts zurück, entblößte sich körperlich und seelisch. Jenseits von Bühne und Kamera arbeitete Lothar auch an Hörbüchern und las unter anderem Brecht-Texte und Märchen ein. Im Bild: Lothar im Oktober 2000.
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Susanne Lothar im Kino
Von Lothars Filmen bleiben neben "Funny Games" unter anderem "Die Klavierspielerin" (2001) und "Der Vorleser" (2008) mit Kate Winslet und David Kross in Erinnerung. Für Michael Haneke spielte Lothar auch in "Das weiße Band - eine deutsche Kindergeschichte" (2009), der Film wurde in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. In "Die kommenden Tage" (2010) trat Lothar neben Johanna Wokalek, August Diehl und Daniel Brühl auf. In "Wer wenn nicht wir" (2010) spielte Lothar die Mutter der RAF-Terroristin Gudrun Ensslin. Zuletzt war Lothar Anfang Juli 2012 beim Filmfest München zu Gast, wo der Film "Staub auf unseren Herzen" Premiere feierte und mehrere Auszeichnungen bekam. Im Bild: Lothar und Mühe im November 2006.
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Susanne Lothar
Privat musste Susanne Lothar 2007 den Tod ihres Mannes Ulrich Mühe verkraften. Dieser erlag einem Krebsleiden. Über die Umstände von Lothars Tod ist nichts Weiteres bekannt. Der Anwalt der Familie bat, von Anfragen abzusehen. Als eines ihrer letzten Projekte erweist sich nun die Rolle in der britischen Kinoproduktion "Anna Karenina" mit Jude Law und Keira Knightley, diese soll im Herbst in die Kinos kommen. Susanne Lothar hinterlässt ihre Mutter und ihre Kinder. Im Bild: Lothar und Mühe beim 33. Deutschen Filmball im Hotel Bayerischer Hof in München im Januar 2006.