Franz Kafka lernte die Berliner Angestellte Felice Bauer am 13. August 1912 in der Wohnung seines Mentors Max Brod kennen.
Eine Woche später schrieb er über diese Begegnung in sein Tagebuch: "Frl. Felice Bauer. Als ich am 13. VIII zu Brod kam, saß sie bei Tisch und kam mir doch wie ein Dienstmädchen vor. Ich war auch gar nicht neugierig darauf, wer sie war, sondern fand mich sofort mit ihr ab. Knochiges leeres Gesicht, das seine Leere offen trug. Freier Hals, überworfene Bluse. (...) Fast zerbrochene Nase. Blondes, etwas steifes, reizloses Haar, starkes Kinn."
Trotz dieses wenig verheißungsvollen ersten Eindrucks näherten sich Kafka und Bauer in der Folge an und verlobten sich sogar. Allerdings war Kafka von ständigen Zweifeln über die Richtigkeit dieser Verlobung befallen, die er in etwa 300 Briefen an Bauer niederschrieb. Nach zwei Jahren kam es am 1. Juni 1914 zur offiziellen Verlobung in Berlin, die allerdings schon nach sechs Wochen wieder aufgelöst wurde.
Auch in der Folge blieb Kafkas Verhältnis zu Frauen schwierig, kam es doch zu zwei weiteren Verlobungen, die wieder gelöst wurden: zunächst noch einmal mit Felice Bauer (1917), dann mit der Prager Sekretärin Julie Wohryzek (1919). In seinem Verhältnis zu der Journalistin Milena Jesenská wiederholte Kafka dann 1920/21 das Verhaltensmuster der brieflichen Annäherung, der Zweifel und der Rückzug folgen. Aber nicht nur Kafka machte den Frauen das Leben schwer, bisweilen geschah das auch umgekehrt ...
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