Albert Camus:Frühe Konfrontation mit dem Tod

"Der Fremde" und "Der Mythos des Sisyphos" handeln von dem Gefühl des Absurden, das den Menschen angesichts einer Welt von unerkennbarem Sinn überkommt. Während Camus in "Der Fremde" den Protagonisten Meursault seine absurde Existenz erkennen lässt, geht er in "Der Mythos des Sisyphos" - Sisyphos muss als Strafe einen Stein immer wieder einen Berg hinaufwälzen, der jedesmal aufs Neue herunterrollt - einen Schritt weiter. Der Mensch akzeptiert die Unerklärbarkeit der Existenz, des absurden Schicksals, gegen das er sich später auflehnen wird.

Camus gilt vielen als Schriftsteller und Philosoph, obwohl er sich selbst nie als Philosoph bezeichnet hat. "Ich bin kein Philosoph. Ich entwerfe keine Systeme, ich denke über meine Lebenserfahrungen nach." Davon besaß er ausreichend. Sein Leben schlägt sich unverkennbar in seinen Themen und seiner kühlen und nüchternen Sprache wieder, die damals als modern gefeiert wurde.

Camus wuchs als Sohn eines Kellermeisters und einer spanischen Analphabetin unter bescheidensten Umständen in Nordafrika auf. Eine harte Schule, wie er später betonte, zu der noch die frühe Konfrontation mit dem Tod kam. Camus litt seit seinem 16. Lebensjahr an Tuberkulose.

Bruch mit Sartre

Als er 1942 "Der Fremde" und "Der Mythos des Sisyphos" veröffentlichte, war Camus noch keine 29 Jahre alt, doch hatte er bereits eine unglückliche Ehe hinter sich, ein kurzes Intermezzo in der Kommunistischen Partei und lebte seit drei Jahren in Paris, einer Stadt, in der er nie wirklich Fuß gefasst hat.

Im Jahr 1957 erhielt der Widerstandskämpfer, Journalist und engagierte Schriftsteller den Nobelpreis für Literatur. Doch statt auf dem Höhepunkt seiner Karriere stand er an deren Ende. Sein Werk "Der Mensch in der Revolte", in dem er Utopien und Ideologien anprangert und damit die Haltung des prokommunistischen Stalin-Apologeten Sartre, wurde von den linken Intellektuellen verrissen - und führte zum endgültigen Bruch mit Sartre.

Camus musste vor allem in Frankreich für seine Kritik am autoritären Sozialismus lange büßen. Erst nach dem Scheitern des Sozialismus in Osteuropa fing man an, seinen Antitotalitarismus und sein postideologisches Denken zu würdigen.

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